Das Prinzip der reinen Stimmung, englisch Just Intonation, ist seit ein paar Jahren der heiße Scheiß im Bereich der avantgardistisch angehauchten Musik und das ist nur verständlich: Nicht nur erlaubt es den Bruch mit gängigen tonalen Konventionen, sondern ebenso die Abkehr von einem allzu westlichen Musikverständnis. Andrew Bernstein transponiert es aufs Saxofon, was an sich schon keine leichte Übung ist, und schichtet das eigene Spiel dann noch doppelt und dreifach übereinander. Was sich kompliziert liest, klingt wie ein veritabler Mindfuck, nach psychoakustischen Spektral-Drones. Kurzum: »A Presentation« ist ungefähr wie diese Szene aus »Lost Highway«, in der die Kamera unvermittelt um die Ecke schwenkt – nur auf knapp vierzig Minuten gestreckt. Brrrr. Geil.
Andrew Bernstein – A Presentation (2022)
