Gewissermaßen schließt Hunting Season, das dritte Album der floridianischen Emo-Gruppe Home Is Where, an einen wachsenden Trend an: US-Bands aus Indie-Kontexten, die mehr und mehr Country-Sounds aufgreifen. Doch während eine Band wie Wednesday – sie gehören zu den relevantesten Vertretern dieser Welle – ihre Southern-Klänge mit Shoegaze-Elementen verknüpft, machen Home Is Where etwas Ähnliches mit diversen Emo-Charakteristika: Hardcore-Breakdowns (inklusive Palm-Muted-Zerrgitarren), Math-Rock-Arpeggios, Screaming. Obendrüber diese herrlichen Pedal-Steel-Tupfer.
Mit ihrem 2021 veröffentlichten Debütalbum I Became Birds, auf dem die queere Perspektive der Frontfrau Brandon MacDonald im Zentrum stand, fielen Home Is Where durch ihre Ähnlichkeiten zu Neutral Milk Hotel auf – stimmlich sowieso, dazu eine gleichartige Kombination aus simpler Rohheit und folkiger Instrumentierung. Der Nachfolger The Whaler war sogar noch besser, weil der konzeptuelle Rahmen noch ausgetüftelter war (Thema: 9/11). Die neue Platte Hunting Season überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie.
Insgesamt nimmt sich Hunting Season mehr Zeit als die Vorgänger, was nicht nur an der Länge der Songs bzw. des Albums liegt; geringe Aufmerksamkeitsspannen werden hier kaum belohnt, weil die Emotionsausbrüche seltener auftreten. Dadurch wird die Platte zu einem echten Grower: Dranbleiben lohnt sich, Songs wie »shenandoah« haben mich in sensiblen Momenten noch sensibler gemacht. »I only want to sing for you«, heißt es darin.

Hunting Season