Review Pop

Haruomi Hosono

Tropical Dandy

Stones Throw • 1975

Schon beim Opener von Haruomi Hosonos Tropical Dandy aus dem Jahre 1975 klingelt es, doch es dauert einen Moment, bis der Aha-Effekt einsetzt. Es handelt sich dabei nämlich nicht um einen Superhit von Hosono selbst, sondern um ein raffiniertes Cover des Big-Band-Klassikers »Chattanooga Choo Choo« von Glenn Miller. Damit setzt Hosono gleich zu Beginn ein klares Statement: »Ja, mein erster Song ist ein Cover« – und genau das verrät schon früh sein sarkastisch-konzeptuelles Arbeiten. Er verwandelt die Vorlage in ein hybrides Stück, das Swing und Funk mit einer Prise Humor verfeinert. Haruomi Hosono selbst bezeichnet solche musikalischen Experimente übrigens als Soy Sauce Music. Warum genau, bleibt offen. Vielleicht steckt dahinter die Idee, dass er westliche Musikrichtungen mit japanischen Einflüssen »würzt« – so wie Sojasauce einem Gericht eine besondere Note verleiht.

Von dieser Grundidee getragen, entfaltet sich auch der Rest des Albums. Im Zentrum steht »Nettaiya« mit warmen Gitarrenriffs und weichen Percussions. Hosono singt von Traumorten, die zugleich unerträglich heiß und idyllisch sind, gepaart mit bewusst kitschigen Elementen. Mit »Three O’Clock Lullaby« und seiner instrumentalen Wiederholung auf der B-Seite beweist Hosono schließlich sein cineastisches Denken – nicht durch Zufall, schließlich hat er auch zahlreiche Soundtracks komponiert. Zunächst erklingt das Stück als zarte, beinahe kindlich-naive Ballade, um sich dann als reines Arrangement fortzusetzen, das wie eine Filmmusik im Hintergrund weiterläuft. Diese Verdopplungen sind kein bloßer Effekt, sondern Teil eines durchdachten Konzepts: Hosono »würzt« die Exotica-Tradition der 1950er-Jahre mit japanischer Pop-Fantasie, fügt eine Prise Sarkasmus hinzu (wie schon der Albumtitel verrät, nimmt er sich selbst nicht zu ernst) und mixt all das zu einem verspielten Klangbild, das sich wie ein sorgfältig komponierter Soundtrack entfaltet.

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