Kiezoper – Live am 20./21.6. im Salon zur Wilden Renate in Berlin

23.07.2012
Als erste Kiezoper feiert »Dido & Aeneas« im Salon zur Wilden Renate Premiere. Der Versuch Opern in ungewohnten Kontexten zu präsentieren tangiert dabei den künstlerischen Kern erstaunlich wenig.

Passend zum subtropischen Sommer dieses Jahres grollen Donnersalven durch den Garten der Wilden Renate, vermischen sich Satzfetzen aus Henry Purcell’s Oper »Dido & Aeneas« aus dem 17. Jahrhundert und das mit angetrunkenen Touristen beladene Schiff zwischen den Bäumen des Clubs nimmt wie eine böse Vorahnung den dritten Akt des Stücks vorweg. Die Soundinstallation vor Beginn der ersten Kiezoper in der Wilden Renate ist erstaunlich gut gelungen und erschafft binnen Sekunden eine begehbare Bühne, deren Teil man glaubt zu sein. »Opera where you least expect it«, diesem Motto hat sich Kiezoper verschrieben und mit der Premiere der Reihe in der Wilden Renate hat man sich ein würdiges Szenario gewählt, um 22 Uhr an einem Freitagabend auch den anschließenden Clubkontext nicht gescheut. Die Oper beginnt und im gesamten Garten verteilt tauchen die Protagonisten auf und wieder unter, spielt der Chor mit dem Reiz aus dem übrigen Publikum empor zu steigen, versucht man sich an Überraschungsmomenten. All das funktioniert, obgleich der Garten der Renate mehr Ideen in dieser Richtung zugelassen hätte und das Konzept schnell durchschaut ist. Doch ebenso schnell zeigt sich auch, dass der vermeintlich gewagte Kontext den künstlerischen Kern, sowohl den dramaturgischen wie den musikalischen, nur wenig tangiert und es stellt sich die Frage, ob es bei dem Versuch der Aktualisierung des Aufführungsortes es sich nicht mehr um eine pädagogisch-soziale Maßnahem handelt, als um eine tatsächliche künstlerische Bearbeitung. Denn sicher, an diesem Abend werden viele dem tragischen Suizid der Dido zuhören, die vielleicht sonst weniger in Kontakt mit der Oper gekommen sein mögen, doch der Zeitlosigkeit der Thematik kann diese Veränderung der Form keinen neuen Aspekt abgewinnen. Was bleibt ist die Musik, die über ihren Kontext – und die teilweise katastrophale Mikrofonierung – erhaben zu sein scheint und die Wilde Renate an diesem Abend in ein ungewohntes Licht taucht.