Mike King – Alles was ich jemals hörte

15.11.2012
Wenn er gefragt wird, was er in seine Arbeit einfließen lässt, antwortet Mike King mit: »Alles was ich je sah, roch, hörte, schmeckte oder berührte« Hier nimmt er uns mit zurück in die Siebziger, wo alles begann.
Wenn er gefragt wird, was er in seine Arbeit einfließen lässt, antwortet Mike King ohne zu zögern mit »Alles was ich je sah, roch, hörte, schmeckte oder berührte«. Der 52-jährige Designer aus Portland, Oregon, ist seit über zwanzig Jahren in der Grafikdesignwelt aktiv. Er kreierte Cover Artworks, Konzertposter und Flyer für Leute wie Iggy Pop, Arcade Fire und Band of Horses. Mit den aktuellen Klienten ist er immer noch im Rennen – einschließlich Unesco, La Gaite Lyrique, Pink Martini/Emi Japan, Stumptown Coffee und Ben Harper. Sein Stil, der von Tattooillustrationen über minimale Zeichnungen bis zu lauter digitaler Kunst reicht, ist so mannigfaltig wie die Quellen seiner Inspiration, zu denen das klassische Design der 1950er und 1960er gehört, Comicünstler wie Will Eisner und Wally Wood, Pulpillustrationskünstler wie Virgil Finlay und Richard Powers und viktorianische Kunst. Hier nimmt er uns mit zurück in die Siebziger, wo alles begann und die Sex Pistols sein Leben veränderten.

Du hast damit angefangen, dass du dein Artwork gegen freien Eintritt zu Punkkonzerten getauscht hast. Wie war das genau?
Mike King: Reist mit mir zurück in die Siebziger, wenn ihr wissen wollt wie alles begann… Zu dieser Zeit ging ich zur High School, hörte eine Menge Musik (vieles davon war schlecht) und versuchte Comics zu zeichnen, während ich mir wünschte ein Rockstar zu sein. Comics zu zeichnen und Musik zu machen, das waren ziemlich hohe Ziele für jemanden wie mich mit marginalem Talent im Zeichnen und ohne musikalisches Können. Bis zu einem Abend im Frühling 1977. Ich sah die Sex Pistols im Fernsehen und alles veränderte sich. Bevor das Jahr zu Ende war, machte ich Musik (furchtbar) und anstatt Comics zu zeichnen, lenkte ich meine künstlerische Energie dahin, Flyer für meine und andere Bands zu machen. Es dauerte ein paar Jahre bevor die Musikszene in Portland sich dahin entwickelte, dass die Bands ihre Shows nicht mehr selbst organisierten, sondern die Shows von Promotern oder auch von Clubbesitzern veranstaltet wurden. Zuerst machte ich Flyer im Tausch gegen freien Eintritt zu den Konzerten, aber schließlich schaffte ich es, dafür bezahlt zu werden und so wurde ich, obwohl ich es nie richtig geplant habe, ein Grafikdesigner. Als »Musiker« ging ich aber auch bis 1990 nicht in den Ruhestand.

»Wenn ich an einem wiedererkennbaren Look festhalten würde, würde das vielleicht helfen, aber dann würde ich mich vielleicht langweilen und müsste mich umbringen.«

Mike King
Vom Designen, um in Konzerte zu kommen, bis zur Arbeit mit Footlocker und Modest Mouse – welche Schritte lagen dazwischen?
Mike King: Der Schlüssel, um das alles zu einem Erfolg zu machen, steckte eigentlich die ganze Zeit darin, dass ich dabei blieb Poster zu machen, tagein und tagaus, Jahr für Jahr, und manchmal nahm halt jemand davon Notiz. Die Jobs für Footlocker oder Hyundai sind wenige, vereinzelte. Es sind die Konzertposter die mich am Arbeiten halten.

Kannst du den Designprozess hinter einem Poster beschreiben? Wie viel Freiheit hast du dabei?
Mike King: Entweder habe ich sofort eine Idee oder nicht. Wenn ich nicht wirklich eine Idee habe, dann mache ich zuerst die Typographie. Das gibt mir etwas Zeit herauszufinden, was als nächstes kommt. In welchem Umfang ich die Freiheit habe, hängt vom Klienten ab; idealerweise geben sie wenig Vorgaben, ich entwerfe etwas, das ich liebe, sie bezahlen sofort und ich mache mich an die nächste Sache. Ich versuche Projekte zu vermeiden, die zu übermäßig ›art directed‹ sind, die einen Ausschuss für die Abnahme benötigen, die einfach nur ›gut fürs Image‹ sind oder ohne guten Grund, nicht gut bezahlen.

Du hast viele verschiedene Techniken und Stile. Was sind die Vor- und Nachteile? Denkst du, du hast trotzdem einen charakteristischen Stil, inmitten all der Vielfalt?
Mike King: Ich mag viele verschiedene Dinge und arbeite gerne mit einer Vielzahl von Stilen. Wenn ich an einem wiedererkennbaren Look festhalten würde, würde das vielleicht helfen, aber dann würde ich mich vielleicht langweilen und müsste mich umbringen.

Wie hat sich die Beziehung zwischen Musik und Kunst verändert, seit du vor zwei Jahrzehnten angefangen hast?
Mike King: Früher habe ich mehr Albumcover gemacht und das wurde gut bezahlt, heute mache ich vorwiegend Poster und T-Shirt-Designs.

Für welche Musiker würde du im Moment gerne art works machen?
Mike King: Nicki Minaj, Arcade Fire, John Zorn und Fucked Up.