High 5 – Dilemma & Spill’s HipHop meets Comic

03.05.2013
Morlockk Dilemma und Sylabil Spill machen aus ihrer Liebe für Comics keinen Hehl. Man schaue sich dazu nur die Cover ihrer bisherigen Releases an. Wir befragten beide Battlerapper nun nach ihren persönlichen Lieblingsalben im Comic-Stil.

HipHop und Comics gehören zusammen! Das wissen wir schon seit den Anfangstagen der Kultur. New Yorks Graffiti-Pioniere sprühten in den 1970er Jahren die Figuren des Comiczeichners Vaughn Bodé auf Züge und Wände und auch Afrika Bambaata & Soul Sonic Force brachten mit der 1983 erschienenen Single »Renegades Of Funk« ihre Bewunderung für die Comics aus dem Hause Marvel zum Ausdruck. Morlockk Dilemma und Sylabil Spill machten aus ihrer Liebe für Comics ebenfalls nie einen Hehl. Man schaue sich dazu nur die Cover ihrer bisherigen Releases an. Klar, dass für deren gemeinsame EP »roh.kalt« auch ein stilechtes Superhelden-Artwork auf den Vinyl-Pappschuber kam. Wir befragten beide Battlerap-Kolosse nun nach ihren persönlichen Lieblingsalben im Comic-Stil.

1 – »Operation: Doomsday« by MF Doom
taken from the LP »Operation Doomsday«, Metalface 1999
Find it at hhv.de: 2CD 2LP Boxset
Morlockk Dilemma: Das ist für mich in puncto Artwork der Klassiker schlechthin. Die perfekte Darstellung der eigenen Kunstfigur. Sampling an allen Fronten, Musik und Visuals verschmelzen zu einer Parallelrealität. Das macht MF Doom in dieser/unserer Welt unfickbar. Über allem hängt der Schweif von bittersüßer Nostalgie, erwachsene Männer entdecken ihren Peter-Pan-Komplex und stellen sich das Doom-Merch neben VHS-Kassetten und Second-Hand-Funk-Platten ins Regal. Ich liebe es.
Sylabil Spill: Ich glaube Leute wie MF Doom sind der Grund, weshalb es für mich nie in Frage käme, an der Unendlichkeit der Kreativität zu zweifeln. Lyrisch top! Cover fresh!

2 – »Presents Brutality Part 1« by Necro
taken from the LP »Presents Brutality Part 1«, Psycho-Logical 2005
Find it at hhv.de: CD
Morlockk Dilemma: Necro hat ja auch irgendwann kapiert, dass seine überzeichneten Massenmörderlyrics besser wirken, wenn man bei der Covergestaltung auf hässliche Photoshop-Unfälle verzichtet. Das »Brutality«-Cover war das erste Necro-Cover, was für mich seinen Humor auf den Punkt gebracht hat. Die Alben danach waren artworktechnisch ein Mix aus Iron-Maiden-Anleihen und Grindhouse-Plakat. »Murder, Murder, Kill, Kill« ist auch sehr schön geworden, nur schade, dass das Vinylcover aus irgendeinem Grund »zensiert« wurde.

3 – »Liquid Swords« by GZA
taken from the LP »Liquid Swords«, Geffen 1995
Find it at hhv.de: ###HHV: 309083:4LP-ChessBox### ###HHV:300056.2LP### CD 2CD
Sylabil Spill: Im Gegenteil zu allen anderen Comic-Covern, bei denen die Gewalt entweder abgeschwächt oder nur subtil dargestellt wurde, ging es hier voll ab. Fliegende Schwerter. Blut. Tote. Ich weiss noch, wie gespannt ich mit Freunden darauf wartete, wie spektakulär das nächste Cover eines Wu-Tang-Mitglieds wohl aussehen würde. Damals war Wu-Tang das Maß aller Dinge und bis heute hat sich daran im Prinzip nichts geändert. Dazu hatte das »36 Chambers«-Cover die Messlatte in puncto Visualisierung und Rohheit schon extrem hoch angelegt. Und als das »Liquid Swords«-Cover raus kam, war erst einmal Sense. Ich erinnere mich noch, wie das Cover von einigen damals nachgezeichnet wurde und manche haben es sich im Shirtland in Bonn sogar auf T-Shirts drucken lassen. Pure Dopeness!
Morlockk Dilemma: Das für mich erstmalig würdige Cover für ein Wu-Release ist ja »Wu-Massacre« von Ghostface Killah, Method Man & Raekwon aus dem Jahr 2010. Auch wenn das Album musikalisch nicht unbedingt einen Meilenstein darstellt.

4 – »Doggystyle« by Snoop Dogg
taken from the LP »Doggystlye«, Death Row Records 1993
Find it at hhv.de: 2LP
Sylabil Spill: Das Album erschien für mich als 10-jährigen damals pünktlich in den Anfängen der Pubertät, als ich meine Eier langsam schwer unter Kontrolle bekam. Ein pervers gezeichnetes und in seiner farblichen Ausführung überragendes Albumcover. Mich beeindruckte die Dynamik in den Bildern und der für damalige Verhältnisse nur schwer verständliche Slang. Nicht außer Acht lassen möchte ich die Art und Weise der Darstellung der Rassenproblematik. Was mich eher veranlasste das Cover – neben den Raps – als ein gelungenes Kunstwerk zu erachten, ist unter anderem diese Comic-Dialogform ins Cover zu packen. Echt ein geiles Artwork!

5 – »Roh.kalt« by Morlockk Dilemma & Sylabil Spill
taken from the EP »roh.kalt«, ENTBS 2013
Find it at hhv.de: 12inch
Morlockk Dilemma: Werbung muss sein. Dass ich diese Comic-Ästhetik feiere, dürfte inzwischen ja klar sein. Ich habe früher krass viel Comics gelesen und selbst gezeichnet. Daher war so ein Einfluss irgendwie immer schon in meinen Artworks. Und dass sich Superheldenkräfte auf Rappergrößenwahn übertragen lassen, haben ja nicht erst Sylabil Spill und Morlockk Dilemma erkannt. Auf der »roh.kalt«-EP war das Artwork nahezu perfekt, genau auf den Punkt gebracht. Zwei Übermenschen. So sehe ich mich morgens im Spiegel. Schaut euch bei der Gelegenheit auch das Artwork zu meiner Vinylbox »Phantasm-O-Rama« an. Grüße und Danke an Timo. Meisterwerk!