Review

Darkside

Spiral

Matador • 2021

Seit ihrem Debüt »Psychic« vor acht Jahren folgten sieben Alben – nur eben nicht als Darkside. Nicolás Jaar und Dave Harrington blieben nämlich nicht untätig in der Pause, arbeiteten allein weiter oder waren für andere Künstler als Produzenten tätig. Sie verstanden Darkside von Anfang an als ihre Band für den gemeinsamen Jam. Und dafür muss die Stimmung passen. Ihr nun erscheinendes zweites Album »Spiral« zeigt: Stimmung passte, als sich Jaar und Harrington in ein kleines Haus in New Jersey vor drei Jahren zurückzogen. Mit »Narrow Road« startet die Platte fast schon sakral, der Sound eröffnet zuerst eine weite Fläche, bevor ein Beat die Nummer erdet. Dazu eine Stimme mit viel Hall und jede Menge Effekte, die für ein wohlig-unangenehmes Gefühl sorgen. Songs wie »I’m the Echo« sind da zugänglicher, aber schlussendlich arbeitet sich »Spiral« als Album weiterhin am bekannten Ansatz von Darkside ab. Es ist psychedelisch, elektronisch, verwirrend, irritierend und wunderbar. Wenn im Titeltrack die Gitarre mit ihrer Melodie einziger Anhaltspunkt in dieser gespenstischen Atmosphäre bleibt, ist das ein ganz bestimmter Sound zwischen leerem Club und tiefstem Wald. Die eindringlichste Wirkung, die Essenz dieses Ansatzes findet sich in »Inside Is Out There«, was wie ein angenehmer Song für »Kid A« klingt, den Radiohead nie geschrieben haben. Vom Sound ist das so weit weg von allen aktuellen Sachen, so sehr ein eigenes Ding, dass »Spiral« alleine deswegen seinen Platz in den Jahresbestenlisten sicher haben sollte. Am Ende dreht sich hier alles darum, dass diese Songs ihre Hörer einnehmen. Der Trip mag im Vergleich zum Debüt vielleicht nicht mehr in den grellsten Farben schimmern. Und ein trockener Groove wie einst in »Paper Trails« bleibt auf »Spiral« komplett aus. Doch dafür massiert dieses Album die Seele dort, wo andere Musik heutzutage gar nicht mehr hinkommt.