Review

South London Ordnance

Big Boss Theme

Audio Culture Label • 2012

Seit die düsteren House/Techno/Bass-Hybride von South London Ordnance Ende 2011 erstmals in den Sets von DJ-Größen wie Mosca oder Martyn auftauchten, hat der 23-jährige einigen Staub aufgewirbelt. Inzwischen hat er zwei viel beachtete Singles auf 2nd Drop und Well Rounded veröffentlicht, die angesichts ihrer Präzision und Intensität die Tatsache schwer glaubhaft erscheinen lassen, dass der langjährig erfahrene DJ in Sachen Produktion noch vergleichsweise grün hinter den Ohren ist. Selbst das Material, das noch vor den genannten Releases entstand, und das er jüngst in Form der EP »Big Boss Theme« unters Volk gebracht hat, lässt seinen Frischlingsstatus nicht vermuten. Vielmehr zeugen die drei percussionlastigen Kompositionen bereits von einem reifen Gespür für Struktur und Raum – welches seinem Grafikdesign-Background und der davon abgeleiteten visuellen Herangehensweise geschuldet sein dürfte. Bemerkenswert ist zudem, dass bei allem Druck, den die Stücke unter anderem durch den gezielten Einsatz von Kompression entfalten, die Melodik nicht auf der Strecke bleibt. So begeistert etwa das Sub Bass-beladene »Big Boss Theme«, das bei gemächlichen 111 BPM vor der Soundästhetik à la Modern Love den Hut zieht, mit einem Garage-esken Swing, der schier unwiderstehlich ist. Anschließend erhöht »Booty Call« das Tempo, lässt eine grimmige Bassline von der Leine und stapft schnaubend vorwärts, um in der zweiten Trackhälfte von Rhodes-ähnlichen Chords gezähmt zu werden. Mit dem unterkühlten »Harrier« – einer Ladung Dancefloor-Zündstoff in der Tradition von industriellem UK Techno – endet schließlich die vielschichtige EP und lässt keinen Zweifel daran bestehen, dass der Stern dieses jungen Produzenten gerade erst zu steigen begonnen hat.