Review

The Notwist

Close To The Glass

City Slang • 2014

Selbst die eingeschworensten Fans von The Notwist werden wohl keine Großtat wie »Neon Golden« mehr von ihren Helden erwarten. Schließlich war es das Album, das den Weilheim-Sound aus sanften Vocals und dem organischen Zusammenspiel von warmer Elektronik mit dem analogen Instrumentenpark des Indierock gewissermaßen perfektionierte. Natürlich ist »Close To The Glass« dennoch hörenswert und interessant, ist es doch das wohl abwechslungsreichste Album der Bandgeschichte – und das gilt sowohl stilistisch als auch rein formal: vom sperrigen Elektrogefrickel des Titelstückes geht es über einfühlsame Balladen wie »Kong« oder »Steppin’ In«, in denen nicht viel mehr als eine Akustikgitarre und der vergleichsweise abwechslungsreiche Gesang Markus Archers erklingt, hin zu rockigerem Material (»Seven Hour Drive«); von 49-sekündigen Miniaturen bis nahezu 9-minütigen Jams ist auch die Dauer der zwölf neuen Stücke sehr variabel. Ihre stilistische Vielfalt haben The Notwist bereits mit diversen Nebenprojekten zur Genüge unter Beweis gestellt und mit Console, Lali Puna, der Zusammenarbeit mit den Anticon-HipHoppern von Themselves (als 13&God) und jazzigen Klängen des Tied & Tickled Trios ein ums andere Mal bewiesen wie international und open minded eine Band aus der bayerischen Provinz sein kann. Das neue Werk ist ein weiterer Schritt auf ihrem konsequenten Weg.