Review

Apollo Brown & Ras Kass

Blasphemy

Mello Music Group • 2014

Als wäre sein 94er Debüt »Remain Anonymous« eine selbst-erfüllende Prophezeiung gewesen – der mittlerweile 37-jährige Ras Kass wird vermutlich für immer das größte Sorgenkind in diesem Kindergarten called Rap bleiben. Mehr verschobene Albumreleases als das G-Unit-Rooster, schlechtere Geschäftsentscheidungen als Michael Jordan als Team-Manager sowie eine ausgeprägte Konfliktbereitschaft mit den Kollegen und dem Gesetz haben den Lieblingsrapper deines Lieblingsrappers stets den Zugang in die großen Ruhmeshallen verwehrt. Doch auch das »Beatpicking« gehörte nie zu Razzys Stärken und so kann ihm eine Arbeitsteilung wie auf »Blasphemy« nur gelegen kommen. Um die straßen-poetische Vitalität des Goldyn Chyld zu reanimieren, brauchte es nämlich tatsächlich erst die wertkonservative Geschmackssicherheit eines Apollo Brown – seines Zeichens eine Art Boombap-Anästhesist für krankende Rap-Legenden. »Please don’t let me fuck mine off«, heult das ewige Talent über den niemals langweiligen »Misunderstood«-Flip. Dennoch lässt er es sich in bester »Grumpy Old Men«-Manier nicht nehmen gegen Macklemore, Radiostationen und überhaupt die Musikindustrie zu sticheln, denn Kenner wissen: er war der Missing Link zwischen Streetsweepern und Realkeepern bevor die Hippies »black« waren – »Westcoast-Lyricist, the Hendrix/ I was Kendrick before Kendrick«. Das ewige Talent flowt auf den 15 Anspielpunkten genau jene rotzfrechen Quotables zusammen, die ihn in den letzten 17 Jahren (!) immerhin die Gunst von Insider-Kreisen bewahrt hat. »Blasphemy« ist damit kein Instant-Classic, beweist allerdings erneut, dass eine traditionsbewusste Soulsample-Umgebung das Ultimum Refugium für gescheiterte Rap-Stars ist.