IN-EDIT Musikfilmfestival – Heute: Soul Train – The Hippest Trip in America

09.04.2011
__Soul Train – the hippest trip in America__ feiert die 35-jährige Geschichte der vielleicht einflussreichsten Musikshow des amerikanischen Fernsehens – und vor allem ihren Erfinder und Moderator Don Cornelius.

Als Soul Train im Oktober 1971 zum ersten Mal auf Sendung geht, ist dies eine Revolution des amerikanischen Musikfernsehens, die noch dazu zu einem Zeitpunkt kommt, der ihr politische Brisanz verspricht. Inmitten des Kampfes gegen die noch immer währende Segregation treten zum ersten Mal schwarze Musiker im amerikanischen Fernsehen auf, finden in Soul Train ein eigenes, nationales Format. Dieses längst überfällige Ereignis, sind es doch Gospel, Blues und Soul, die die amerikanische Musiktradition über ethnische Grenzen hinweg entscheidend prägen, verändert die gesellschaftliche Wahrnehmung und auch die kommerzielle Bedeutung schwarzer Musik.
Zu den großen Qualitäten der Dokumentation Soul Train – the hippest trip in America gehört, dass sie es versteht die Bedeutung des Programms als einzige nationale Plattform für Soulmusik über die politischen Implikationen des Formats zu stellen. Denn binnen weniger Jahre avanciert Soul Train über die Grenzen der schwarzen Community hinaus zur erfolgreichsten Musiksendung der USA, versammelt Legenden von Sly Stone bis Aretha Franklin und wird zum wöchentlichen Pflichtprogramm einer ganzen Generation. Nach 35 Jahren On Air wird sie 2006 auch die Sendung mit der längsten Laufzeit in der Geschichte des Fernsehens überhaupt.

Don Cornelius schafft dabei immer wieder den Spagat zwischen kommerzieller Raffinesse und einem künstlerischen Gespür für seine Zeit. So treten schon bald auch weiße Musiker wie David Bowie bei Soul Train auf und die musikalische Bandbreite der Sendung wird stetig erweitert (die Sendung verschafft auch dem aufkommenden HipHop als erste eine Plattform) ohne dabei willkürlich zu werden. Seine Bedeutung gewinnt die Sendung vor allem durch das neuartige Konzept, bei dem das Studio zum Dancefloor wird und macht Soul Train für Jahre zum Kompass in Sachen Mode und Tanz.
Der Film begegnet dem TV-Format als TV-Format, was erstaunlich gut gelingt, werden Archivaufnahmen und Interviewsequenzen mit Zeitzeugen so stimmig verbunden, dass sich das Ergebnis auch filmisch als Hommage an die Sendung begreifen lässt. Im Mittelpunkt steht dabei stets Don Cornelius als Visionär, der mit dem Aufkommen der Diskomusik sich zum ersten Mal in seiner Karriere einer Herausforderung stellen muss, der er nicht mehr gewachsen zu sein scheint.
Soul Train – the hippest trip in America ist die Geschichte einer zunächst als Wahnwitz abgetanen Idee, die sich als der mutige Schritt herausstellte, auf den eine ganze Nation gewartet zu haben schien und die auf eine sehr konkrete, körperliche Weise mit Groove und Hüftschwung an der Einigung einer gespaltenen Nation wirkte.