Es herrschte eine entspannte Stimmung in der Kantine des Berghain. Draußen, in der verfrühten Sommernacht, wurde geraucht und geplaudert. Drinnen, im Licht weniger Leuchter und einiger Kerzen, wurde Whiskey auf Eis getrunken. Der anberaumte Konzertbeginn von Rainbow Arabia war längst erreicht. Jedoch machte keiner Anstalten sich vor die Bühne zu begeben. Auch das Ehepaar Danny und Tiffany Preston war in erster Linie um ihr Wohlsein besorgt. Danny Preston hielt sich in Barnähe auf und leerte in erstaunlicher Geschwindigkeit seinen Jack Daniels on the rocks und ließ den Barkeeper schließlich wissen: »We gonna empty that bottle!« Dann lief er auf die Bühne und fuhr seine Gerätschaften hoch, während Ehefrau Tiffany ihr Bier auf eine der Boxen abstellte und zum Mikrofon griff. Es ging los, einfach so, ohne großes Spekatkel. Die gut 100 Gäste standen um die kleine Bühne verteilt. Es war eine geschlossene, freundschaftliche Atmosphäre, so als würde die Band für ein erweiterten Freundeskreis spielen. Die Nähe des Publikums zur Band und der improvisiert wirkende Auftritt des Duos verlieh dem Ganzen den Anschein, als handele es sich um einen Singer-Songwriter-Abend.
Nur genau in diese Kategorie passen Rainbow Arabia eben nicht. Das Zweigespann aus Los Angeles macht bunten Pop, indem sie ethnische Einflüsse mit elektronischen Beats und Blips vereinen. Darüber erklingt die vielseitige Stimme von Tiffany Preston. Wie sollte dieser grelle Ethno-Pop also in diese, nennen wir es »Unplugged-Atmosphäre«, passen? Die Antwort war: Es passte nicht so richtig. Die Musik von Rainbow Arabia hat das Potenzial eine riesige Festivalmenge an einem heißen Nachmittag zum schwitzen und kollabieren bringen zu können. In dem kleinen Format dieses Abends konnte sie jedoch nur schwer diese Wirkung erzielen. Die Band war daran auch nicht unbeteiligt: Anstatt das Format zu sprengen und die Leute zum tanzen zu bringen, ergaben sich Rainbow Arabia dem Habitus des netten Beisammenseins. Die Kraft der Songs ihres Debüts Boys And Diamonds konnte im rotblauen Loungelicht nicht zur Entfaltung kommen. Schade, denn der Sound war perfekt abgemischt und man erkannte stets das riesige Potential, das in den knalligen Songs der Band steckt.