Records Revisited: Sunn O))) – Black One (2005)

24.10.2025

Kavernöse Klänge, sägende Saiten und eine Stimme aus dem Sarg: Mit seinem fünften Album Black One erreichte das Duo Sunn O))) den Höhepunkt seiner Fusion von Drone Doom und Black Metal.

»Black One« heißt nicht zufällig so ähnlich wie ein Metal-Genre, für das sich Sunn O))) seit jeher interessiert zeigten. Die Annäherung an Black Metal schlägt sich nicht allein in der Auswahl der Gastmusiker nieder – auf den »White«-Alben gab es das zum Teil auch schon –, sondern ebenfalls stilistisch. Blastbeats findet man bei ihnen dabei nicht, zumindest nicht direkt: Der Gastmusiker Oren Ambarchi steuert im Stück »Orthodox Caveman« aber rückwärts ablaufendes, kaum als solches zu erkennendes Schlagzeug bei. Kreischgesang jedoch ist reichlich vorhanden.

»Cry yourself to ash« heißt es zum Beispiel mit einem recht heftigen Bild in »It Took the Night to Believe«. Der Song bildet zugleich die größte Anomalie der Platte. Verwendeten die Musiker Greg Anderson und Stephen O’Malley doch statt ihrer handelsüblichen Liegetöne ein Pattern aus Tremolo-Gitarrenmotiv und tiefem Sägeriff, die als ständiger Loop ineinandergreifen und so wie eine Black Metal-Miniatur die Basis des Stücks bilden, über der der »Sänger« Wrest seine kaum verständlichen Worte gurgelt. Im Hintergrund rundet ein heiserer Schrei als Ersatzdrone das Bild ab. Für Sunn O)))-Verhältnisse ein echter Ohrwurm.

Mit »Cursed Realms (of the Winterdemons)« verneigen sie sich dann sogar explizit vor der norwegischen Black Metal-Band Immortal. Diese hatte den Song auf ihrem Album Battles in the North von 1995 mit deutlich mehr Geschwindigkeit und Schlagzeugeinsatz gespielt. Bei Sunn O))) hingegen keift der Gastvokalist Malefic die ersten Minuten über allein, begleitet lediglich von eisigem Windgeheul. Nach und entwickelt sich daraus ein baustellenartiges Gebrumme, bis sich schließlich eine für Sunn O))) typische Dronefläche gleich einer vibrierenden Permafrostschicht darüberlegt.

Aufnahmen aus dem Sarg gegen den Selbstoptimierungswahn?

Mit Stücken wie »CandleGoat« geben sich eher traditionell. So könnte man in den zerdehnten Riffs eine Hommage an den Droneklassiker »Lysol« der Melvins erkennen. An anderer Stelle weiten Sunn O))) kräftig die Konventionen dieses eher reduzierten Genres, lassen in »Cry for the Weeper« etwa zunächst verzerrte Bläserklänge und nicht näher identifizierbare tiefergelegte Frequenzen losbrechen, bevor die unvermeidlichen Gitarrensägereien klarere Verhältnisse schaffen. »Báthory Erzsébet« wiederum stiften für die erste Hälfte seiner 16 Minuten Dauer mit höhlenartig hallenden Röhrenglocken für Desorientierung, bevor die keuchende Stimme von Malefic zusammen mit den gewohnten Drones übernimmt. Die Aufnahmen soll der arme Mann in einem geschlossenen Sarg zugebracht haben.

Als die Platte erschien, war in Kritiken mitunter zu lesen, dass die Musik bei den Rezensenten zu Angstreaktionen geführt habe. Drone wurde seinerzeit im Übrigen auch schon mal zur musikalischen Widerstandsform geadelt, deren zäher Dauerbrumm als Verweigerung von Dingen wie Selbstoptimierung galt. Das mag man sehen wie man will, inzwischen ist Drone in erster Linie ein Metal-Genre, das für Leute ohne Furcht vor dauerhaftem Gehörschaden im Konzert eine Form der maximalen Immersion verspricht.

Mit dem Abstand von 20 Jahren kann man in Black One auch Ansätze zur Selbstparodie hören. Besonders von der Idee, den mutmaßlich klaustrophischen Malefic in einen Sarg zu stecken, bleibt in der Rückschau wenig mehr als eine makabre Albernheit, ob es nun tatsächlich stimmt oder bloß ein Marketing-Gag gewesen sein sollte. Heavy as hell ist das alles nach wie vor.

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