Biru Bee und Marc Hofweber, seit zehn Jahren als DJ-Team unterwegs und seit dem letztem Jahr auf Jesse Rose’ Label Made to Play unter Vertrag, nahmen das Sprungbrett Club Bonsoir in Bern mit aller Kraft und landeten mit Calypso, Coma Cat RMX und Cut To The Top veritable Hits, gemacht für die Ohren tanzvernarrter Clubgänger weltweit. Es folgen Welttournee, Albumproduktion, Remixproduktionen, Festivalauftritte. Die Zeit rast! »Wir fragen uns manchmal auch, wie wir ein solches Pensum geschafft haben. Irgendwie hat einfach alles gepasst mit dem Timing. Obwohl es schon manchmal hart war, nach dem Auflegen direkt ins Studio zu gehen, um am Album zu arbeiten.« Gut, wenn man da einen wie Benfay sitzen hat, der die Produktion im Studio mitmacht. »Ohne ihn wäre das Ganze wohl nicht möglich gewesen.« Zumindest nicht in dieser kurzen Zeit.
Der rote Faden»Natürlich ist ein tanzfreudiges und musikalisch offenes Publikum das Wichtigste. Wenn dann noch das Equipment stimmt und eine gute Anlage im Club steht, der Promoter mit uns vorher lecker essen geht und während des Sets mit einem guten Drink vorbeikommt, dann kann es nur ein perfekter Abend werden.«
Marc Hofweber
Die harte Arbeit hat sich aber gelohnt. Mit So What?! liegt nun der erste Langspieler der beiden in den Regalen und wartet auf Menschen, denen Clubmusik ebenso am Herzen liegt. Geerbt haben Biru Bee und Hofweber diese Affinität von den Plattenregalen der Väter. Egal, ob nun Classic Rock, Beatles, Queen oder eben Nina Hagen in selbigen stand: geblieben ist die Begeisterung und das Interesse an Musik im Allgemeinen. Erste eigene Schritte unternahmen die beiden dann in Richtung HipHop und Turntablism. »Man nahm einfach irgendwelche Platten und scratchte sich seine eigene Musik zusammen.« Und später »als ich dann angefangen habe selbst zu produzieren, habe ich House-Musik entdeckt«, erzählt Hofweber. Im Prinzip ist das heute auch noch so. Produziert wird House-Musik, doch wer in den Genuss kommt ein Round Table Knights-Set zu hören, wird mit Sicherheit auch den ein oder anderen HipHop-Track hören. »Natürlich ist ein tanzfreudiges und musikalisch offenes Publikum das Wichtigste. Wenn dann noch das Equipment stimmt und eine gute Anlage im Club steht, der Promoter mit uns vorher lecker essen geht und während des Sets mit einem guten Drink vorbeikommt, dann kann es nur ein perfekter Abend werden.« Nach Allüren sucht man hier also vergebens. Vielleicht ist es gerade diese Bodenständigkeit, welche die Round Table Knights so sympathisch macht. Wer sich persönlich davon überzeugen möchte, muss nur in Bern die Plattenläden aufsuchen und mit ein wenig Glück trifft man die beiden beim Vorhören. »Wir gehen eigentlich jeden Tag auf Soundsuche, vor allem im Internet. Leider haben die meisten Plattenläden schließen müssen, aber dafür haben wir einen tollen Second-Hand-Vinyl-Shop, wo wir schon ab und zu nach Samples stöbern.« Obwohl die beiden mit CDs auflegen, mögen sie Vinyl immernoch am liebsten. »Es gibt nichts besseres, als einen Schrank voller Platten.« Im letzten Jahr dazugekommen: Caribou, Deerhunter, Ariel Pink, How to Dress Well, The Walkmen, Tame Impala, No Age…So viel zur musikalischen Offenheit. Und die Erkenntnis? Musik muss Spaß machen. Und genau das ist der rote Faden der Round Table Knights. Ob nun im eigenen Club Bonsoir in Bern, den monatlichen Parties mit Freunden wie Jesse Rose, Zombie Disco Squad usw., oder eben auf Say What?!.
Cut To The Top»Wir fanden den Ausdruck so gut, dass wir es gleich als Albumtitel genommen haben, da es kurz und catchy ist, aber auch, weil sich jeder etwas anderes darunter vorstellen kann.«
Biru Bee
Das Intro des Albums ist zart, fragil und spannt einen 39 Sekunden auf die Folter. Doch schon der erste Track bereitet einen dann langsam aber sicher auf das vor, was sich dann im Laufe der dreizehn Tracks entfaltet. Die Nummern steigern sich stetig. Beginnend mit den eher reduzierten Housetracks hin zum Feuerwerk von Calypso. Erster Höhepunkt ist sicherlich Say What?!, das titelgebende Stück des Albums. »Wir fanden den Ausdruck so gut, dass wir es gleich als Albumtitel genommen haben, da es kurz und catchy ist, aber auch, weil sich jeder etwas anderes darunter vorstellen kann.« Paparussi malt ein Panorama aus Bläserflächen und gedämpften Beats, dass man vor Spannung zerspringen möchte. Das kann man dann getrost bei Cut To The Top. Gypsy-Riff, Klarinettenfanfaren und eben Reverend Beat Man’s Stimme, die sich hier irgendwo zwischen Aschenbecher und Tom Waits bewegt. Logisch fortgesetzt durch die Stimme in Stomper, die uns nun den Befehl »Stomp« in Funk-Manier einhämmert. Das Album kühlt nun etwas herunter und glänzt durch schöne, cleane Housetracks, um sich dann zu Ende hin in aller Fülle zu entladen. Cat Power gehört zu dieser Fraktion. Mit Why Be Serious und Drop The Dow wird der Weg bereitet für den finalen Stoß in Richtung Tanzekstase. Calypso! Hit!
Mit ihrer konsequenten, vereinahmenden Art der Produktion haben die Round Table Knights viel gewagt, doch haben sie um so mehr gewonnen. Ein Mut zur Vielseitigkeit, der sich gelohnt hat.