New Record Labels – Ilian Tape, Doumen, Jungs aus der Schaft, Sonic Pieces

Jeden Monat stellen wir Euch Plattenlabels vor, die neu bei uns im hhv.de Shop vertreten sind und/oder deren Entdeckung sich unbedingt lohnt. Die Auserwählten in diesem Monat: Ilian Tape, Doumen, Jungs aus der Schaft und Sonic PIeces.
Ilian Tape ist ein 2007 von den Brüdern Dario und Marco Zenker gegründetes Techno-Label aus München. Vielleicht ist es nur logisch, dass ein Brüderpaar, das nicht nur zusammen aufgewachsen ist, sondern einander auch bei allen bisherigen musikalischen Gehversuchen begleitet hat, die Dinge langfristig plant. Das Plattenlabel der Zenker Brothers, wie sich Dario und Marco mit ihrem gemeinsamen Produzenten- und DJ-Projekt nennen, war zumindest von Anfang an auf Nachhaltigkeit angelegt. Zwar gäbe es keine handfeste Labelphilosophie, erzählen die Brüder, ein gewisser roter Faden zieht sich aber durchaus durch die Veröffentlichungen von Ilian Tape: Es geht familiär zu. »Es ist uns wichtig, ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zu unseren Künstlern zu haben und sie in jeder Hinsicht zu pushen«, erklären sie. »Wichtig ist, dass es eine Seele hat und groovt!«_

Obwohl sie versuchen, für interessante Sounds aus dem Techno-Spektrum offen zu bleiben, ist Ilian Tape bereits gut ausgelastet. »Stenny und Andrea haben wir in Turin vor einem Gig kennen gelernt und sind seitdem befreundet. Skee Mask kennen wir aus München und Sciahri hat einfach eine Demo geschickt«, erinnert sich das Brüderpaar an das Zustandekommen der Beziehungen zwischen Künstler und Label. Neben Releases von denen und Beiträgen von größeren Namen aus der elektronischen Musik wie etwa Simian Mobile Disco oder Techno-Veteran Jonas Kopp verlegen die Zenker Brothers auch ihre eigene Musik über Ilian Tape. »Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht auch eigene Sachen zu veröffentlichen und es ist schön, die volle Kontrolle über eine Platte zu haben«, heißt es dazu. »Ein Label ist wie ein komplexes Gebäude und die Platten sind die einzelnen Bausteine. Es macht Spaß, beides zu gestalten und bei den einzelnen Bausteinen immer auch das Gesamtwerk im Auge zu haben.« Das reicht bis zu den Stickern auf den Platten, die von Mutter Zenker illustriert werden. Ilian Tape bleibt eben doch wirklich eine familiäre Angelegenheit. ■ Kristoffer Cornils


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Doumen ist ein 2010 von einer Gruppe von Freunden gegründetes Plattenlabel aus Leipzig. »Eigene Musik veröffentlichen, nie wieder ein Demo verschicken, nie wieder künstlerische Entscheidungen rechtfertigen müssen«_, fasst Henrik Jacobsen, Mitglied von Praezisa Rapid 3000, die Motivation für die Gründung von Doumen zusammen. Tatsächlich steht das Plattenlabel, zu dem sich 2013 das auf Remixe ausgerichtete Van Doumen-Sublabel gesellt hat, für einen ebenso einzigartigen wie eigenwilligen Sound. Während Praezisa Rapid 3000 sich durch alle Kulturen und Genres schnipseln, lassen Simon12345 & The Lazer Twins ein Faible für Hip Hop oder Ben Jacov für opake hypnagogische Sounds aufflackern. Eine einzige Schallplatte aus dem Hause Doumen versammelt für gewöhnlich mehr Stile als die Backkataloge anderer Labels. Das mag daran liegen, dass neben dem Trio Praezisa Rapid 3000 noch viele anderen Menschen in die Entscheidungsprozesse involviert sind.

»Wir haben eine ziemlich lose Aufgabenverteilung, deswegen variieren Anteile stark«, erklärt Jacobsen. In ideologischer Hinsicht scheinen sie sich jedoch mehr als einig zu sein. Abgesehen von der Qualität seiner eigenen Releases weiß das Kollektiv vor allem, was es nicht will: Das Vorhandene wiederzukäuen oder elitäres Gehabe. »Wir haben eher einen inklusiven und freundlichen Ansatz«, so Jacobsen. »Mythen hinter verschlossenen Türen zu kreieren um nicht zu zeigen, dass man seine Suppe auch nur mit Wasser und Sellerie gekocht hat, halte ich für überholt.« Nur folgerichtig, dass sich Doumen nicht allein aus dem eigenen Lager oder dem erweiterten Bekanntenkreis speist, sondern auch nach unbekannten Acts forscht. Wer »Tiefe, Sympathie und Eigenständigkeit« mitbringt, hat gute Chancen, das Interesse des Labels zu wecken. Selbst wenn sich aktuell das Motto »Very interesting, but I don’t care« auf die Fahne geschrieben wird.

Vielleicht ergibt sich darauf sogar eine ähnliche Erfolgsstory wie mit der Praezisa Rapid 3000-Single »Döbeln/Detroit«, die Map.Ache-Remix sei Dank im Jahr 2011 von u.a. DJ Koze und Mano Le Tough in den Clubs gespielt wurde und sich in den Charts des japanischen Plattenladens Jetset Records vor James Blake und David Guetta einreihte – eine folgenreiche Entwicklung, denn mittlerweile kooperiert Doumen vor allem mit seinem Hauptzugpferd Praezisa Rapid 3000 mit dem Tokyoter Plattenfirma Nobel. ■ Kristoffer Cornils


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Jungs aus der Schaft ist ein 2014 von Juraj Fortwängler, Georg Lewark und Sebastian Diaz de Leon gegründetes, auf Hip Hop spezialisiertes Musiklabel aus Berlin. Das Namenskürzel JGS steht gleichzeitig auch für die Initialen der drei Labelgründer: Die Kompetenzen verteilen sich wiefolgt: Juraj Fortwängler ist zuständig für die Produktion und Grafik, Georg Lewark ist verantwortlich für die Videos und unter dem Pseudonym Apfel ebenfalls als Musikproduzent tätig, Sebastian Diaz macht die Artworks und was sonst noch künstlerisch anfällt.

Die gebürtigen Freiburger kennen sich schon aus ihrer Heimatstadt. Musik war immer schon die gemeinsame Leidenschaft, ein eigenes Label zu gründen, der sie einende Kindheitstraum. Doch erst mit dem Umzug in eine gemeinsame WG nach Berlin beschließen sie das gemeinsame Hobby ernsthafter anzugehen. Die Idee von Jungs aus der Schaft: Musiker und sonstig kreative Köpfe aus den eigenen Dunstkreisen sollen zusammengebracht und ihrem schöpferischen Output eine professionelle Plattform geboten werden.

»Das Besondere ist, dass wir alles selbst und von zu Hause aus machen. Von den Beats über das Aufnehmen, Mixen und Mastern bis hin zu den Musikvideos, dem grafischen Entstehungsprozess der Cover und sogar dem Druck von Merchandise entsteht alles in unseren vier Wänden«, erklärt Georg Lewark aka Apfel. Bevor irgendwas an die Öffentlichkeit kommt, wird es von der gesamten Schaft abgesegnet und mit dem »Qualitätssiegel« der Jungs versehen. Die Devise lautet also, sich gegenseitig zu ergänzen, um ein robustes Gesamtpaket zu erschaffen.

Die Videoproduktion ist, neben der Musik, das zweite, große Steckenpferd der Jungs. Es wird mit unterschiedlichen Formaten und Techniken experimentiert und mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Diese Bemühungen bescherten dem Label erste Kollaborationen mit externen Musikern und Firmen wie auch ihren eigenen YouTube-KanalSonja Memarzadeh


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Sonic Pieces ist ein 2008 von Monique Recknagel gegründetes Plattenlabel aus Berlin. Hauschka Kreng Nils Frahm, Dustin O’Halloran F. S. Blumm Simon Scott, Erik K. Skodvin Otto A. Totland, Jasmine Guffond – der Backkatalog von Sonic Pieces mag zwar auf den ersten Blick schmal erscheinen, doch gibt sich hier das Who-Is-Who experimenteller Komposition die Klinke in die Hand. Die Gründerin Monique Recknagel will mit den Namen aber nicht hausieren gehen, ihr geht es um schlicht Musik und deren passende Aufbereitung. Die wird u.a. von Torsten Posselt vom jungen Designstudio FELD mit seiner Handschrift veredelt.

Wichtig ist Monique Recknagel aber der Input der Künstler selbst, die auf Sonic Pieces nicht nur ihre musikalischen, sondern auch visuellen Ideen zum Ausdruck bringen sollen. »Da heutzutage so gut wie alles in digitaler Form erhältlich ist, spielen Verpackung und Artwork eine immer größere Rolle. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass neben dem analogen Klang von Vinyl die Verpackung den Hauptgrund dafür liefert, warum die Leute immer noch physische Releases kaufen«, erklärte sie dem Online-Magazin Sounds Of A Tired City den gestalterischen Ansatz von Sonic Pieces.

Während die ersten Releases von Sonic Pieces noch auf CD erschienen – und damit unter anderem Nils Frahm den Weg für seine Karriere ebneten – investiert Monique Recknagel mittlerweile zunehmend in Vinyl. Die klare und dennoch filigrane Formsprache der Sonic Pieces-Releases trägt sich in konzeptuellen Serien wie der »Patterns«-Reihe fort. Dass darüber die Kosten steigen, will Recknagel aber auf jeden Fall vermeiden, betont sie. Die Musik aber? Schwer zu sagen, findet Recknagel selbst. Die meisten Veröffentlichungen greifen zwar auf Piano und/oder Streicher als Hauptklangerzeuger zurück, die Ergebnisse aber differieren. Sonic Pieces-Releases klingen ungefähr so wie sie aussehen: Liebevoll arrangiert, atmosphärisch stimmig und von unprätentiösem Eigenwillen geprägt. ■ Kristoffer Cornils


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