Review

Bad Stream

Sonic Healing

Antime • 2020

So können sich Aufmerksamkeiten verschieben. In den 1980er Jahren interessierte man sich noch für »Sexual Healing«, heute hat man dafür »Sonic Healing«. Wobei es sich bei dem dritten Album von Martin Steers Projekt Bad Stream keinesfalls um eine esoterische Angelegenheit handelt. Der Ursprung war vielmehr recht handfest. Diente dem Musiker die Musik doch, um nach einem Schlaganfall seiner Mutter mit ihr zu kommunizieren, da sie einen Sprachverlust erlitten hatte. Die Ensemblearbeit, die aus diesen Anfängen entstand, ist erfreulicherweise auch für Menschen ohne Therapiebedarf reizvoll. Der Stream des Projektnamens beherrscht diese fünf verschiedenen Heilungsangebote, über Drones machen sich Stimmen bemerkbar, Saxofonstrudel bilden ihren eigenen Unterstrom innerhalb des großen Fließens, ganz selten hebt Steer zwischendurch die Geschwindigkeit an, verlässt die allgemeine Ruhe für ein angeregteres Flirren. Bad Stream bahnt sich einen Weg an verschiedensten Genres vorbei, streift Ambient wie Jazz, ohne lang zu verweilen. Selbst Streicher-Einsprengsel von Neuer Musik meint man zu hören. Die einzelnen Elemente fügen sich in die Bewegung ein, bleiben erkennbar, sind aber zugleich Teil des Ganzen geworden. Schlecht ist daran nichts.