Auf dem neuen Split-Release Basho / Still Forms auf Portraits GRM versammeln sich Beatrice Dillon und Hideki Umezawa, um für das traditionsreiche Pariser Institut an den Grenzen elektronischer Musik zu experimentieren. Beide Werke bewegen sich jenseits klassischer Formate – sie sind klangliche Essays, Skulpturen, Denkräume. Dillon und Umezawa markieren einen Punkt, an dem elektroakustische Musik nicht nur gehört, sondern gedacht werden will.
Mit »Basho« gelingt Dillon ein Werk, das sich souverän zwischen Clubästhetik, GRM-Tradition und fernöstlicher Philosophie bewegt. Der Titel des knapp 21-minütigen Stücks bezieht sich auf das Konzept des Basho, entwickelt vom japanischen Philosophen Kitarō Nishida. Es beschreibt einen nichtphysischen Raum reiner Erfahrung, in dem Subjekt und Objekt, Denken und Wahrnehmung interagieren. Dillon übersetzt diese Idee in ihre eigene Klangsprache, die sich jeder eindeutigen Form verwehrt: rhythmisch, in sich kreisend und voller Bewegung.
Dillon arbeitet mit mikroskopisch kleinen, sich nie exakt wiederholenden Phrasen aus Brüchen, Stille und Reibung. Umezawa hingegen richtet mit »Still Forms« seinen Fokus auf konkrete Objekte – genauer gesagt auf die Baschet-Klangskulpturen, die in den 1950er-Jahren von Bernard und François Baschet entwickelt wurden. Der japanische Komponist mit elektroakustischem Schwerpunkt hat ihre Klangqualitäten eingefangen, transformiert und mit elektronischen Texturen wie Drones, Verzerrungen und verschobenen Harmonien verschmolzen. Es handelt sich nicht um eine einfache Hommage: Basho / Still Forms wirkt lebendig und aufregend, eine Klanglandschaft, die unbedingt erkundet werden will.

Basho Still Forms