Damon Albarn gehört zu den Musikern, die komplette Jugenden und Leben prägte. Da wäre etwa der unvermeidliche »Song 2« mit Blur sowie deren diverse Alben, »Clint Eastwood« und »Feel Good Inc.« von den Gorillaz oder das komplette Debüt von The Good, The Bad & The Queen. So ein Katalog lädt ein, schon von vornherein einem Künstler ein überlebensgroßes Denkmal zu setzen. Und dabei ist nicht mal an den Soundtrack zu »101 Reykjavik« oder »African Express« gedacht. Falls nun also irgendwo bereits so ein Koloss, eine Statue oder eine abstrakte Skultptur in der Schmiede sein sollte: Bitte auch »Everyday Robots« auf das Messingschild am Fuß schreiben. Damon Albarn wartet auf seinem wirklich ersten Soloalbum nicht nur mit Natasha Khan von Bat For Lashes, einem Chor und Brian Eno auf, sondern zieht hier so wunderbar fein die Melodien durch die zwölf Songs, dass es nur zu leicht ist, sich in seiner Stimme und dem Sound zu verlieren. »Lonely Press Play« gibt die passende Ansage, was bei Einsamkeit zu tun ist, Albarns Stimme legt sich über den Rhythmus, während sich ein paar Streicher von unten durch den Song mogeln. Wer sich durch die letzten Projekte von Albarn gehört hat, wird die grundlegende Entspanntheit und leise Melancholie von »Everyday Robots« nicht überraschen. Das Tempo bleibt fast ständig gleich, jeden Ton hat Damon Albarn fein arrangiert, angepasst, ein bisschen Klassik untergeschoben, wobei solche Begrifflichkeiten überflüssig werden. BritPop, Indie – was tut das schon? Es ist Damon Albarn, der wieder erzählt, warum das moderne Leben Blödsinn ist. Dieses Album ist so zurückhaltend, dass man es leicht überhören kann und es doch trotzdem so viel Leben und Spannung besitzt. Damon Albarn selbst bleibt dabei im oft im Hintergrund, die Geschichten ein wenig diffus, verstückelt und unkonkret. Eine Platte, die über allem zu schweben scheint. Damit lässt es sich aushalten bis zum nächsten Stück des Soundtracks zum eigenen Leben.

Everyday Robots