Ein Minimal-Wave-Beat: super-snappy Snare auf jedem zweiten Schlag, der Sequenzer sprintet im Hintergrund in Sechzehnteln, setzt hypnotisierende Impulse. Es wackelt, aber hat Luft. Dann: ein Saxofon aus der MIDI-Retorte. Mehrere Klavierakkorde, ein kontrapunktischer Bassanschlag, eine Frauenstimme im »Hu-Hu-Hu«-Modus. Remote Viewing funktioniert wie ein Meta-Soundtrack, der von einer Zeit erzählt, als Sampling (Fairlight CMI) und Sequencing die Synapsen der Musiknerds aufknackten und ihnen die fast endlosen Weiten des Klanguniversums eröffneten.
David Van Tieghem, bisher ein weitgehend ungewürdigter Name, stand dabei in direkter Nachbarschaft zu Figuren wie Brian Eno, Trevor Horn oder den »Mutant Beat«-Pionieren aus Japan – Yasuaki Shimizu, Ryuichi Sakamoto und Co. Gemeinsam erweiterten sie das Vokabular des Pops radikal. Die erste große Werkschau des US-amerikanischen Komponisten beleuchtet nun genau diese Phase, anhand von Aufnahmen aus den Jahren 1983–1989. Und die stecken voller Überraschungen: Das Koto-inspirierte »Yesterday Island« oder das Titelstück »Even As We Speak« etwa schlagen Brücken zwischen Electronic Listening und Clicks & Cuts, Jahre bevor diese Begriffe überhaupt existierten.