Review

Ed Motta

Behind The Tea Chronicles

MPS Records • 2023

Ist dies das beste Album von Ed Motta bisher? Auf jeden Fall hat es Aussicht, als sein ambitioniertestes und durchgeknalltetes in die Geschichte einzugehen. Geht im ersten Titel, »Newsroom Customers«, gleich mit Streichern los, was für brasilianische Musik erst einmal ganz normal ist, bei Ed Motta, der die Arrangements selbst schrieb, aber nicht zur Grundausstattung gehörte. Auch die sich wie seitwärts wegwindenden Harmonien sind bei dem heroischen Kämpfer für das Ansehen des AOR, des Adult Oriented Rock – oder doch »Adult Orientated Rock«? –, längst typisch. Auf »Behind the Tea Chronicles« setzt er nach fünf Jahren Pause die Feier des beseelt Gediegenen in erweiterter Form fort. Mit »Slumberland«, einer Hommage an den Comic-Klassiker »Little Nemo in Slumberland« von Winsor McCay, steuert er eine fast Musical-artige Nummer inklusive traumhaft »Ooooh« machendem Hintergrundchor bei. Inspiration für die Platte kam vor allem vom Kino und Fernsehen, Serien wie »Colombo« oder »The Streets of San Francisco« waren ihm ebenso Vorbild wie George Cukors Thriller »Gaslight«, den er mit dem groovegewandt verspielten Song »Gaslighting Nancy« würdigt. »Of Good Strain« wieder erinnert ein wenig an die Brecht-Weill-Singspiele, „Buddy Longway“ bietet eine Gitarre in Americana-Manier. Vorbilder wie Steely Dan finden stilistisch gleichfalls erneut ihren Weg auf das Album, im zurückgelehnt shufflenden »Shot in the Park«, Bläser inklusive. Man muss dankbar sein für all das. Für jeden Ton. Jeden.