Review

Electric Party

Play

Knekelhuis • 2021

Wer heutzutage Reissues herausbringt, macht in der Regel nicht einfach verschollenes Material wieder zugänglich, oft erzählt man mit so einer tonträgermedienhistorischen Archäologentätigkeit nebenbei gleich eine ganze Geschichte. Bei der Compilation »Play« der holländischen Band Electric Party gehört dazu etwa ihr einziges Album „Work“ von 1982, erschienen auf einem Amsterdamer Kassettenlabel namens Fetisj als fünfter und zugleich letzter Titel des Unternehmens. Von dem Tape, das seinerzeit in den zum Label gehörenden Fetisj Sound Studios aufgenommen wurde, gibt es jetzt drei Nummern auf »Play« zusammen mit bisher unveröffentlichtem Material von anderen Kassetten wieder zu hören. Kennenlernen kann man ein Projekt, das Dinge verband, die damals in der Luft lagen und von anderen ebenfalls zusammengedacht wurden. New Wave, Post-Punk, Funk und Synthiepop vermischen sich darin, nöliger Gesang, eine unpolierte Produktion, die an das denken lässt, was man heute Minimal Electro nennen würde. Durchaus im guten Sinn. Und in »Caribe«, 1987 für die Eröffnung einer spanischen Discothek geschrieben, kommt ein Reggae-Bass mit ins Spiel. Als »Kopf« von Electric Party gilt René van Rijn, auf dem Cover von »Work« unter dem Pseudonym DJ Solo für »Zang« und Synthesizer zuständig. Zu Beginn der Neunziger machte er als Clark Nova kurzzeitig noch Trance. Das ist aber eine andere Geschichte.