Review

Free Love

Free Love

Mad About • 1979

Einmal im Leben das Selbstverständnis von Labels haben, die uralte und sehr seltene Platten neu auflegen – und eine Band wie Free Love ankündigen, als ob sie jeder Mensch kennt. Das einzige Soul-Album auf EmKay Records aus Los Angeles! Was bei der überschaubaren Diskographie des Labels nicht schwierig ist. Doch unter Sammlern sind dessen Platten begehrt. Weil »Free Love« zum Beispiel nicht nur ein Soul-Album, sondern ein ausgesprochen angenehmes Soul-Album ist. Jetzt eben auf dem portugiesischen Label Mad About, das sich auf Reissues spezialisiert hat. Ursprünglich 1979 veröffentlicht, gibt es mit den neun Songs den typischen Klang des Genres dieser Zeit – allerdings ohne Experimente. Warm, herzlich, aufwendig arrangiert. In »Together We Stand« tragen die Geigen den letzten Teil des Stücks. »A Happy Song« liebäugelt mit Funk. Sänger Marcus Kelly singspricht sich anfangs durch einen kleinen Abriss über die Liebe und das Glück, das sie bringt, bevor die Georgettes als Begleitsängerinnen das Ding am Ende in einen Ohrwurm verwandeln. In »I’ve Been A Good Man« geben Trompeten und Bläser den Groove vor und lassen den ganzen Song wackeln. Dass »Free Love« nicht mehr Aufsehen erregte, wundert mit jeder Minute dieses Albums mehr. (Und bei »You Don’t Even Know My Name« bekommen Hörer ihre Ignoranz ja quasi vorgehalten.) Und dann wird klar: Das Selbstverständnis ist kein Selbstverständnis, sondern ein Appell: Jeder sollte dieses Album kennen. Zumindest jeder, der sich für guten, herzlichen Soul begeistert.