Review Rock

Hanni El Khatib

Savage Times

Innovative Leisure • 2017

Bisher fiel Hanni El Khatib dadurch auf, dass die Innovationskraft seines Retro-Rock’n’Rolls nicht wirklich im Verhältnis zur Aufmerksamkeit zu stehen schien, die ihm zuteil wurde. Nicht dass seine Musik bisher besonders schlecht gewesen ist, doch gegenüber anderen Bands mit ähnlich rückwärtsgewandter Soundorientierung wie den Labelkollegen Allah-Las klang sie schon eher wie eine Kopie der Kopie, sprich nach jemandem, der den zigtausend sogenannten The-Bands des frühen Jahrtausends nacheifert und dabei nicht unbedingt auf neue Ideen kommt. In der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie scheint man sich aber nach diesen Sounds zu sehnen: Songs des Skaterboys aus Los Angeles begleiteten schon Werbespots aller großen Firmen sowie Folgen bekannter US-Serien von »Californication« bis »House«. Vielleicht haben diesbezüglich auch ein paar gute Beziehungen aus El Khatibs vorherigem Brotberuf geholfen. Der heutige Mitinhaber des Innovative-Leisure-Labels arbeitete zuvor als Creative Director bei einem Streetwear-Hersteller. Wie dem auch sei, der Erfolg (und die Position, die er inzwischen bei seinem eigenen Label innehat) ermöglicht dem guten Mann Freiheiten, die er im letzten Jahr in Form seines »Savage Times«-Projekts auslebte. Zwischen April und Dezember 2016 erschienen unter diesem Namen fünf EPs. Format und Veröffentlichungsturnus wurden von Hip-Hop-Mixtapes inspiriert und eröffneten ihm bisher unbekannte Möglichkeiten. Zum Beispiel, sich soundtechnisch mal so richtig auszutoben und die Limitierung im Bandsetting hinter sich zu lassen, die eine Albumproduktion mit sich bringt. Heraus kamen dabei ein paar ordentliche Ausflüge in den Funk, wie beim Sommerhit-tauglichen »Paralyzed«, bei »Peep Show« oder dem völlig freidrehenden »Freak Freely«. Ein verdammt solides Stück Pop wurde die Single »Gun Clap Hero«, die sich mit der wachsenden Brutalität in der US-amerikanischen Gesellschaft beschäftigt. Überhaupt hält das Politische hier und dort Einzug, was Hanni El Khatibs Songs gut tut. So auch beim Ausreißer »Born Brown«, einem stampfenden Industrial-Techno-Stück, in dem der Sohn palästinensischer und philippinischer Einwanderer seine Herkunft thematisiert. Jetzt müsste man nur noch die Songs von diesem 19-Track-Monster streichen, die die typischen ollen Rock’n’Roll-Posen in gewohnter Manier reproduzieren, und man hätte ein grundsolides, ein spannendes Indie-Album.

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.

Unbedingt notwendige Cookies

Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.

Drittanbieter-Cookies

Diese Website verwendet Google Analytics, um anonyme Informationen wie die Anzahl der Besucher der Website und die beliebtesten Seiten zu sammeln.

Diesen Cookie aktiviert zu lassen, hilft uns, unsere Website zu verbessern.