Review

Jeanne Lee

Conspiracy

Elkar • 2021

Die Stimme als Instrument einzusetzen ist zeitgeistig. Das Flüstern, Räuspern, Röcheln gehört zum guten Ton in der Musik. Demzufolge klingt »Conspiracy« von Jeanne Lee auf der Höhe der Zeit, regelrecht hip, wie eine Mischung aus Matana Roberts, Stine Janvin Motland und Anna Homler. Nur ist das Album aus dem Jahr 1975 und musikhistorisch müsste es heißen Matana Roberts, Stine Janvin Motland und Anna Homler klingen alle ein bisschen wie <a href=”https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6946/jeanne-lee.”>Jeanne Lee Am Bard College zur Pianistin und Choreographin ausgebildet, erkundete die 1939 geborenene New Yorkerin seit 1961 die Möglichkeiten der menschlichen Stimme. Nachfolgend arbeitete sie mit Anthony Braxton, Gary Bartz, Marion Brown, Archie Shepp oder Pierre Boulez zusammen. Mit Bobby McFerrin war sie in den Achtzigern Teil der Vocal Summit. Auf »Conspiracy« ist Gunter Hampel zu hören, der deutsche Flötist und Saxophonist, mit dem sie zeitlebens, sie starb 2000, eng zusammenarbeitete. Der Free Jazz hier ist total auf die Stimme fokussiert, teilweise sind keine weiteren Instrumente zu hören (»Yeh Come t’be«), dann wiederum alle, im kakophonischen Zusammenspiel (»Subway Couple«). Sie beherrscht aber auch den Blues (»Your Ballad«). Eine Wiederentdeckung die lohnt.