Die Kanadierin LNS und der Norweger DJ Sotofett sind Residents im Globus, dem musikalisch farbenfroheren Oberstübchen des Tresor. Besonders Spaß macht das Tanzen dort seit der Generalüberholung des Floors 2022, bei der ein kristallklares Soundsystem installiert wurde. Mit Globus Trax widmen die beiden ihrer Spielwiese eine eigene EP, auf der sie ihre tanzmusikalische Ästhetik vermitteln. Diese fällt allerdings keineswegs kristallklar aus, sondern roh, brachial und traditionsbewusst.
Der Opener »ClickClickClick« prescht mit dem titelgebenden Vocal los, während im Hintergrund ein zahmes Pad auf spröde Perkussion trifft, ehe eine mitreißende Bassline einsetzt. Das erinnert an die Rezeptur von Lo-Fi-House um 2016, wirkt hier aber kreativer, blickt über den Deckel des beschränkten Werkzeugkastens hinaus und irritiert mit querschießenden Störgeräuschen. »Gearbox« atmet einen klassischen Electro-Beat und adressiert fast schon plakativ das reiche Detroiter Erbe des Clubs – die gnadenlos synkopierte Ursuppe elektronischer Tanzmusik.
Apropos: Auf dem grandiosen Blake-Baxter-Cover »Reach Out« reminiszieren LNS und DJ Sotofett das Tresor-Erbe noch direkter, wenn die schmachtende Stimme der Kanadierin samt mächtig wogendem, fast hauntologischem Carl-Craig-Funk über dem nächtlichen Highway flüstert. »Destination 909« schließlich ist ein schniekes Tool zwischen Daft Punks »Revolution 909« und den Drum-Machine-Workouts des Wizards.

Globus Trax