Spätestens seit Kanye Westss Dancefloor-Verneigung »Stronger« ist es heute kaum vorstellbar, dass es für Producer/Rapper wie Kid Cudi oder Clams Casino einst noch ein Credibility-Wagnis war, eigene Instrumentals aktuelle Indierock- oder Frenchouse-Hits zu verfleischwolfen. Auch Lushlife entspringt dieser eklektischen Bastard Pop-Generation und positioniert sich nach der experimentellen 2012er LP »Plateau Vision« mit »Ritualize« erneut zwischen den Stilrichtungen. Vergleichbar mit den Weedlingsrappern von Das Racist fusionieren die 12 Elemente seines dritten Werkes »Ritualize« den spektralen Synth-Schwermut eines Jamie xx mit der Straßen-erpobten Rapklassiker-Sozialisation eines 90s-Kids. Lushlife ist ein Mischmasch-Mann. So ist es nicht verwunderlich, dass er neben Realkeeper-Lieblingen wie Killer Mike oder Freeway, auch mit Chaos-Poppern wie Ariel Pink wahlweise Italo Disco rauskramt oder die Shoegaze-Zöpfe schüttelt – gerne per Beat-Switch innerhalb eines Songs. Doch ob man die zeitgeistigen Mash Up-Konstrukte des Producerteam CSLSX in Kombi mit Lushs eher faden Lyricism und einseitigen Action Bronson-Flow 2016 noch als Risikobereitschaft auslegen kann, ist wohl besser in den »Yeezus«-Credits nachzulesen. Zuweilen delivert Lushlife derart unauffällig über die Beat-Gemeinplätze, dass Lines wie »Kingsley Amis, I’m almost famous/And always going for delf/ When history leave you nameless« beinahe wie Trotzreaktionen wirken. Es scheint ihm nicht so recht klar zu sein, dass eine gute Idee allein noch kein Erfolgsgarant ist und so weltschmerzt er sich mit Garagenband-Pathos durch einen 50-minütigen Ersti-Party-Soundtrack. Der etwas zu leichtfüßige Ideenreichtum und die prominent-besetzte Gästeliste machen »Ritualize« so letztlich nur zu einer musikalischen »Wetten, dass…?«-Folge: geschickt präsentiert, aber blutleer, überambitioniert und am Ende vor allem wegen seines öden Gastgebers eher Zeitverschwendung.
Ritualize