Eine Welt zwischen David-Lynch-Albträumen und Edgar-Allan-Poe-Gruselgeschichten hat sich Michael Wollny für sein neues Album imaginiert. Kurz vor dem Release seines achten Trio-Albums »Nachtfahrten« improvisierte der Pianist noch in Leipzig zum Stummfilmklassiker »Nosferatu«. Der 37-jährige MIchael Wollny hatte schon immer ein Faible für dunkle Romantik. »Weltentraum« hieß sein letztes Album, für das er auch international Preise gewann und von der Académie du Jazz zum europäischen Jazzmusiker des Jahres gewählt wurde. Für »Nachtfahrten« holt sich der Pianist erneut Inspiration von E- und U-Musik, von Björk ebenso wie von Schubert oder von Bill Evans. Vom Opener, in dem sich der Mann mit dem Wuschelkopf beim zeitlos sentimentalen »Twin Peaks«-Score von Angelo Badalamenti bedient, bis zum aufwühlenden Titelsong gibt sich Michael Wollny bedächtiger und düsterer als zuletzt, kongenial unterstützt von Bassist Christian Weber und seinem langjährigen Schlagzeuger Eric Schaefer. Auch wenn manchem hier die explosiven Momente fehlen werden: dies sind einige auserlesen nachtschwarze Stücke zwischen Pop, Klassik und Jazz, geschaffen vom deutschen Jazzmusiker der Stunde.

Nachtfahrten