Dass der in Berlin lebende Produzent Sebastian Genz Hip-Hop und Turntablism zur ersten musikalischen Liebe erklärt hat, ist auf jedem angeknarzten House-Beat seines neuen Albums spür- und hörbar. Jede noch so zurückhaltende Hi-Hat pustet vorsichtig den Staub von den zehn Deep-House-Nummern, die es sich mit genügend Entschleunigung in den Adern gemütlich machen und nichts dagegen hätten, wenn wir alle einfach mal etwas durchatmen würden.
Zwischen zarten Pianomelodien, Four-Tet-esker Folktronica-Meditation und relaxter Repetition pulsiert der unaufgeregte und Ruhepuls-freundliche House-Entwurf in einem Tempo, das genug Möglichkeiten bietet, jede Feinheit der Platte entspannt mitzunehmen. Sehr schön zum Beispiel: die Lektionen zur Vinyl auf »The Cut«. Eine uralte Sprachaufnahme aus einem Erklärvideo farbloser Fernsehtage referiert hier hinter einem schläfrigen Sonntagnachmittags-Beat und vermittelt alles zum Thema Plattenrillen, Pressen und Plattenproduktion – ein edukativer Moment auf einem Album, das sonst gar nicht viel von uns will, außer zu gefallen.
Highlights gibt es auch sonst genügend. Auf »Island Dreams« werden kurz die Erinnerungen an die Tage wach, als man ungeniert Nu Jazz in die Genre-Tags bei iTunes eintrug, und das vorsichtig tänzelnde »A Way Out« groovt sich bleepend in die Beine.

Into The Distance