Review

OG Keemo

Mann beisst Hund

Chimperator • 2022

Lang hat‘s gedauert. Bereits vor einem Jahr sollte »Mann beisst Hund«, das Follow-up von OG Keemo und Funkvater Frank erscheinen. Nun ist aus 2021 eben 2022 geworden und der langersehnte Nachfolger vom Albumdebüt »Geist« endlich abgenickt und draußen. Der Titel weckt beim geneigten Cineasten unweigerlich Assoziationen an den belgischen Filmklassiker aus 1992. Und cineastisch wird es tatsächlich, denn OG Keemo nimmt uns mit auf einen Trip in die Hochhaussiedlung zu sich und seinen Homies Malik und Yasha. Bereits beim Introtrack »Anfang« startet das Kopfkino. Eine Gang von heranwachsenden Kids mit Migrationshintergrund in der Satellitenstadt beim Austesten der Grenzen zwischen Marihuana, Messer und Moral. Moment mal… »La Haine« anyone? Doch bevor Franky anfängt »Sound of da Police« aufzucutten, rollt in der ersten Hälfte des halb-biografischen Konzeptalbums erstmal die Trap-Abfahrt los und das Trio lässt uns beim Autoknacken und Abziehen zu Mittäterinnen werden. Albumhälfte zwei legt dann weiter zu, trieft vor Schwermut und Soulfulness und zieht die Hörerinnen noch tiefer in die Story der drei Young Gunz hinein. »Petrichor«, »Regen«, »Vögel« und »Töle« – puh, intensiver hat Deutschrap vielleicht nie geklungen. Danke für die Gänsehaut! Musikalisch spinnt Produzent Funkvater Frank die Soundästhetik der bisherigen Releases beider konsequent weiter und verortet den Sound irgendwo zwischen Madvillain, Three 6 Mafia und Roc Marci. Ganz groß und ganz eigen. Nach »Geist« ist »Mann beisst Hund« zweifelsfrei der nächste große Wurf von Franky und Keemosabee, die sich damit gleich zu Jahresbeginn den zweiten Ring abholen so wie Kobe. Und ganz ehrlich, notfalls hätten wir auf dieses Deutschrap-Epos auch noch ein Jahr länger gewartet.