Jay Donaldson lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem er 2013 mit »Equation« einen der veritablen Überhits des sogenannten Outsider-House-Phänomens ablieferte, schob er als Produzent lediglich im Jahrestakt neue Musik nach – und dann plötzlich gar nicht mehr. Ziemlich genau drei Jahre ist es her, dass der Brite mit »High Point On Low Ground« das letzte Mal in Erscheinung trat, den Rest der Zeit jettete er als DJ von einer Festival-Bühne zur nächsten. »To Paradise« ist nun seine fünfte Single als Palms Trax, die dritte für das niederländische Dekmantel-Imperium und noch näher am House-Kitsch gebaut als schon der Donna-Summer- und Virgo-inspirierte Vorgänger. Der Titeltrack setzt auf einen bouncender Groove Chicagoer Provenienz und die klirrend-schallernden Synthie-Figuren, die Donaldson seit seinem ersten Lebenszeichen zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Nah an Retro-Partymaschinen wie Lauer gebaut und unbedingt Open-Air-tauglich. Den dreieinhalb Minuten lang Edit auf der Flip braucht es da lediglich für die nächste Panorama-Bar-Peak-Time. »Love In Space« wartet mit noch mehr nostalgischen Klangsignaturen auf: Italo-Disco-Beat hier, westafrikanische Synthie-Pop-Anleihen dort, insgesamt sehr Achtziger und von einer Schieber-Bassline angetrieben, die denkenswert dezent eingesetzt wird. Dagegen wirkt »Heron« eher wie eine Verneigung vor italienischem Dream House. Die Chords fließen durch den Mix, ein Wolf-Müller-ähnlicher Bass spinnt einen eher ungewöhnlichen Groove und irgendwann flüstert eine Vocoder-Stimme über allem schwer verständliche Worte. Es fällt schwer, das nicht als Fingerübung zu verstehen. Wie auch »To Paradise« im Gesamten vor allem einen Produzenten zeigt, der sich seine Zeit genommen und sein Handwerk perfektioniert hat. Das Ergebnis funktioniert, schlägt aber nur selten die irren Funken, die Palms Trax in seinen besten Momenten über den Dancefloor regnen lassen kann.
To Paradise