Review Rock

Psychic Mirrors

Ophilia

Amnisia • 2022

Eine seltsame Platte. Selbst bei den Psychic Mirrors, die schon vor zehn Jahren mit »Charlene« auf Peoples Potential Unlimited Aufsehen erregt haben, darf man sich über dieses Konstrukt wundern. Denn: »Ophilia« ist ein Konzeptalbum, ein Experiment, Pop und Avantgarde zugleich, todernst gemeint und ein großer Witz. Beginnen wir beim offensichtlichen, nämlich der zugrundeliegenden Erzählung: Ein Hollywood-Komponist hat eine letzte Chance für den Durchbruch – und muss dafür einem taumelnden TV-Sender einen neuen Sound produzieren. Angelegt ist das alles in den Achtzigern; was man auch hört. Die Referenzen sind vielfältig: Mal klingt Totos »Hold The Line« ganz eindeutig durch, dann die Doobie Brothers oder Earth, Wind & Fire. Auch Yes, Chicago und Steely Dan spielen hier groß mit. Neben all dem AOR und Yacht Rock ziehen die Psychic Mirrors noch 50er DooWop aus dem Ärmel, oder Proto-House-Boogie. Doch Vorsicht: Das hier ist eben keine Retro-Platte, sondern eine eigenwillige Produktion. Geschult am Vaporwave und den (Alp-)Traumwelten von Chuck Person, leiert es hier heftig von der ersten bis zur letzten Minute. Ein Pitch-Bend, der über allem liegt und noch die feinste und überkandidelste Gesangsspur zu einem unheimlichen Vergnügen macht. Selbst nach dem dritten Hören – was ganz schön viel Arbeit ist, immerhin hat die Platte 19 Tracks zu bieten – fällt einem nichts anderes ein, als abermals zu konstatieren, dass Genie und Wahnsinn ganz nah beieinander liegen.