Eine seltsame Platte. Selbst bei den Psychic Mirrors, die schon vor zehn Jahren mit »Charlene« auf Peoples Potential Unlimited Aufsehen erregt haben, darf man sich über dieses Konstrukt wundern. Denn: »Ophilia« ist ein Konzeptalbum, ein Experiment, Pop und Avantgarde zugleich, todernst gemeint und ein großer Witz. Beginnen wir beim offensichtlichen, nämlich der zugrundeliegenden Erzählung: Ein Hollywood-Komponist hat eine letzte Chance für den Durchbruch – und muss dafür einem taumelnden TV-Sender einen neuen Sound produzieren. Angelegt ist das alles in den Achtzigern; was man auch hört. Die Referenzen sind vielfältig: Mal klingt Totos »Hold The Line« ganz eindeutig durch, dann die Doobie Brothers oder Earth, Wind & Fire. Auch Yes, Chicago und Steely Dan spielen hier groß mit. Neben all dem AOR und Yacht Rock ziehen die Psychic Mirrors noch 50er DooWop aus dem Ärmel, oder Proto-House-Boogie. Doch Vorsicht: Das hier ist eben keine Retro-Platte, sondern eine eigenwillige Produktion. Geschult am Vaporwave und den (Alp-)Traumwelten von Chuck Person, leiert es hier heftig von der ersten bis zur letzten Minute. Ein Pitch-Bend, der über allem liegt und noch die feinste und überkandidelste Gesangsspur zu einem unheimlichen Vergnügen macht. Selbst nach dem dritten Hören – was ganz schön viel Arbeit ist, immerhin hat die Platte 19 Tracks zu bieten – fällt einem nichts anderes ein, als abermals zu konstatieren, dass Genie und Wahnsinn ganz nah beieinander liegen.
Ophilia