Angefangen mit seinem Pseudonym bis hin zum letzten schwerelos-schwebenden Pad scheint Michele Lamacchia vom italienischen Dream House inspiriert, wie er in den vergangenen Jahren ein bescheidenes Revival erlebt hat, erweitert diese Referenz aber stets um weitere Griffe in die Musikgeschichte: Funk, Soul und Disco italienischer ebenso wie US-amerikanischer Provenienz fließen in seinen Sound ein. Der apulische Produzent veröffentlicht unter mehreren Namen Musik, als Rhythm Of Paradise gastierte er bereits auf internationalen Bastionen des guten House-Geschmacks wie Chiwax, Kalahari Oyster Cult oder Skylax. »In My Face« ist nun seine zweite EP für die Hamburger Institution Smallville. Als Opener setzt der Titeltrack auf wortlos schmachtende und säuselnde Soul-Vocal-Samples, eine butterweich bouncende Bassline und … eine Triangel? Ein schöner Schaukler, der für die Open-Air-Saison vorwärmt. »Love Me Tonite« ist in seiner Produktion weniger hochglänzend und ruft mit seiner rohen Klanggestaltung frühe Vertreter:innen des Lo-Fi-House-Sounds wie Palms Trax oder Route 8 in Erinnerung, weil er Groove und Melancholie zu vereinen versteht. Auf der Flip entpuppt sich der Nu-Cleo-Remix von »Deepside« als gleich doppelte Finte: Zum einen handelt es sich um eines der weiteren Pseudonym Lamacchia, zum anderen scheint die Original-Version zumindest noch nicht veröffentlicht worden. So oder so nutzt der Produzent die Gelegenheit, etwas rüder im Tonfall zu werden. Das soll sich als Vorspiel für »Solaris« herausstellen, das zwar mit träumerischen Harmonien beginnt und die Kickdrum nur zögerlich das Bild entern lässt, dann aber die 303 rödeln lässt. Es ist ein sonderbar kosmisch-balearischer Entwurf von Acid-Dream-House, der sich letztlich etwas unentschlossen zeigt. Ein verträglicher Wermutstropfen am Ende einer starken EP.
In My Face