Dass Richard Hawley selbst bei Indie-Fans und Gitarrenfreaks hierzulande keine große Welle macht, ist mehr als traurig. Der einigen Hardcore-Pulp-Fans noch als Live-Gitarrist der Bande um Jarvis Cocker geläufige Hawley ist aber nicht nur ein begnadeter Musiker an den Saiten, sondern auch ein Crooner vor dem Herrn. Seine ruhige, tiefe Stimme und seine bedächtige Art, diese einzusetzen, versetzt Millionen Briten in Wallung und macht den Mann aus Sheffield auf der Insel zu einer lebenden Legende. Sein aufwändig arrangierter Song »Tonight The Streets Are Ours« wurde sogar einem noch breiteren Publikum bekannt, als dieser nämlich in Banksys »Exit Through The Gift Shop« prominent eingesetzt wurde. Umso verwunderlicher ist es, dass Hawley mit seinem siebten Studioalbum »Standing At The Sky’s Edge« immer noch darum fürchten muss, Konzert-Venues nicht voll zu kriegen. Derweil hat sich der sonst etwas orchestraler daherkommende Hawley von einem psychedelischen Rock-Virus infizieren lassen, und klingt auf seinen neun neuen Songs gitarrenlastiger als je zuvor – so sehr sogar, dass einem erst die Spucke wegbleibt und man dann an die guten alten Tage des Stoner-Rock zurückdenkt. Denn so gut klingt nämlich das Zusammenspiel von schweren Gitarren und Hawleys Organ tatsächlich – und nicht forciert oder gar künstlich, wie es hätte auch kommen können. Die Songs bleiben trotz neuer Instrumentierung pompös und nehmen sich viel Zeit für die düster-verkiffte Stimmung, die sie kreieren wollen. Richard Hawleys Experiment, mit anderen Mitteln neue Wege zu beschreiten, ist gelungen – jetzt muss nur auch neues Publikum hinzukommen.

Standing At The Sky's Edge