Retro statt Vintage: Was auf den ersten Blick wie eine Stilfrage wirkt, wird im Fall von Sababa 5 musikalisch relevant. Während Reissues von Labels wie Mr Bongo vintage Psych-Folk direkt aus den 1970ern liefern, ist Nadir, das vierte Album des Quartetts aus Tel Aviv, ein klarer Fall von retro: inspiriert vom Sound vergangener Jahrzehnte, aber fest im Hier und Jetzt verankert.
Vergleiche mit Zeitgenossen wie Khruangbin oder Altın Gün bieten sich an – mit zurückgelehntem Groove, Wha-Wha-Gitarren und quietschenden Vintage-Synths, die auf elf Tracks arabisch-persische Tonleitern durch cineastische Szenarien führen. Japanische Einflüsse, die auf dem Vorgänger Kokoro noch präsent waren, treten diesmal zurück zugunsten einer dramatischeren Ausrichtung: Mal wie aus einem Film noir, mal wie direkt vom Set eines orientalischen Sci-Fi-Soundtracks.
Besonders eindrücklich wirkt das in melancholischen Momenten wie dem beinahe balladesken »Tell«, in dem statt einer Stimme eine Orgel die melodische Führung übernimmt. Auch wer mit dem Nahen Osten musikalisch nicht vertraut ist, wird auf Nadir abgeholt – durch Stimmungen, die zwischen Spannung, Nostalgie und sanfter Entrückung changieren. Retro? Ja. Aber mit echtem Gefühl.

Nadir