Review

Sault

Air

Forever Living Originals • 2022

Auf einmal ist die Welt aus Watte. Sault, das britische Vertoner-Kollektiv der Black Lives Matter-Ära, hat die Molotow-Cocktails vergangener Alben gelöscht und mit ihrem neuen Album »Air« Acid geschluckt. Genau das sollte man tun, sofern man sich – wie Inflo, der Kopf hinter der Bande – mit der Arbeit an Adeles letzter Platte frühzeitig die Rente gesichert hat. Dass der Brite ein Talent für den guten Ton mitbringt, betonen aber auch Michael Kiwanuka, Little Simz und The Kooks. Letztere nannten ihn einen »jungen Quincy Jones«. Interviews gibt er trotzdem keine. Für »Air« breitet Inflo jedenfalls die Partitur aus und trötet zur Sinfonie. Keines der sieben Stücke hätte man erwartet. In jedem einzelnen will man sich verlieren. Glockenspiele klammern sich an Streicher, Choräle setzen zum Querschläger zwischen zwei Stunden Frozen-Musical und der Aufführung eines Ligeti-Stücks an. In den kurzen Interludes wie »Hearts« zupft sich eine Harfe auf einem John-Coltrane-Trip die Moby-Tränen aus dem Gesicht. Verständlich, dass die Luft nach oben… hüstl… dünner wird. Teilweise tropft Kitsch und Pathos in Orchestergraben. Wer das Ticket für den emotionalen Rollercoaster gelöst hat, einen epischen Blockbuster drehen möchte oder sich einfach nur zum Sound von Jóhann Jóhannsson aus dem Bett dreht, liegt mit der neuen Sault aber genau richtig. Die Welt ist aus Watte. Zuckerwatte!

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Sault
Air
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