Mathematik pauken und nebenbei experimentelle Musik veröffentlichen – nichts anderes tat der Japaner Tadashi Kamada Anfang der 1980er: Student an der University of Yamanashi in Kōfu und aktives Mitglied im Kassettentausch-Netzwerk »The Recycle Circle«, aus dem später viele Beteiligte des DIY-Labels DD. Records hervorgingen. Zwischen 1980 und 1985 brachte das Kollektiv 222 Tapes und einige Vinylplatten heraus – darunter auch Disk Musik, einen der wenigen Label-Sampler auf schwarzem Gold. Das Reissue von 1981 dokumentiert eine Ära idealistischen Klangschaffens zwischen Schülerwohnheim und Subkultur.
Zu hören sind fabelhafte Beiträge aus einer ungezähmten Parallelwelt: Kumio Kurachi alias Kum, bis heute als Maler und Songwriter aktiv, liefert verschrobenen Minimal-Rock’n’Roll. Abnormal Sex klingen mit ihrer vertrackten Elektronik, als hätten sie schon 1981 Zugang zum Internet gehabt. Der spurlos verschwundene Komponist T. Isotani, der einst über zwanzig Tapes veröffentlichte, steuert mit »½ Orange« ein hypnotisches Stück zwischen frühem Steve Reich und japanischem Minimalismus bei. Y. Tabata, heute als Nonsense Love Letter aktiv, gleitet mit »Summer Initiation« in butterweichen Bedroom Pop. Disk Musik vereint illusionistischen Ambient, infantilen Folk, futuristische Klangcollagen, Prog-Jazz und frühe Computermusik – mal konzeptuell, mal kurios. Eine abenteuerliche Kompilation zwischen unbekümmertem Experiment und reizvoller Zugänglichkeit. Disk Musik erinnert daran: Hobbymusiker:innen sind der Gegenwart oft einen Schritt voraus.

Disk Musik: A DD. Records Compilation