Zeitgenössischer R&B ist weit gekommen. Aaliyah wusste, dass sie mehr als nur eine Frau ist und Frank Ocean thematisiert wie kein zweiter offenkundig die gleichgeschlechtliche Liebe. Doch wo hat das alles eigentlich seinen Ursprung gehabt? Sound Of Soul Records kompiliert nun 15 Songs aus den späten 1940er bis hin zu den frühen 1960er Jahren von längst vergessenen 7″s, für die man bei Discogs gern mal dreistellige Summen zahlt. Der Fokus liegt dabei völlig auf afroamerikanische Künstlern, die nie einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen konnten. Der Sound ist kernig, klapperig, knisternd. Wir reden von einer Zeit, als R&B und Soul noch ein und dasselbe waren und schlicht als Rhythm and Blues gelistet wurde. Während einer Zeit, als man sich noch an repetitiven Songstrukturen orientierte und die Mikrofone bei zu hohen Tönen grundsätzlich übersteuerten. Als man versuchte, sich vom Auftritt mit der Big Band zu lösen und kleine Combos formte und mit Saxophon und Piano auftrat, während es als experimentell galt, mit elektrischer Gitarre für den nötigen Druck zu sorgen. Und als der stampfende Backbeat noch üblich war. Die Auswahl der Songs ist eine schöne Studie. Kaum ein Song ist länger als ein Zweiminüter und sorgt deshalb für genügend Kurzweile. Besonders bekömmlich bei einem Glas Rotwein.
Dynamite R&B