Viola Klein ist selbst im Studio noch durch und durch DJ. Über zehn Veröffentlichungen hat die in Köln und Dakar lebende Künstlerin in den vergangenen elf Jahren eher einen kuratorischen Ansatz verfolgt, anstatt sich als Produzentin in Szene zu setzen. Oft basieren ihre Tracks auf Kompositionen oder Field Recordings anderer Musiker:innen, verwebt Klein verschiedene musikalische Ästhetiken und Traditionen miteinander, als stünde sie in der DJ-Booth. Auf New Chapter aber dreht sich der Spieß um – zumindest teilweise: Fünf der neun Stücke sind Remixe von Material ihrer letztjährigen Confidant-EP. Whodats »Confidence Mix« ist eine meisterhafte Etüde in Sachen Detroit House, Kassem Mosse zieht seinen beseelten »Snooze Mix« elf berauschende Minuten lang hin und Nídias »Love in Life Mix« belegt erneut, dass die Überproduzentin aus dem Príncipe-Umfeld aus sehr wenig das meiste machen kann.
Klein nimmt sich zwei Mal »Snooze« an. Mit dem Korg X5D abstrahiert sie den Vibe des Tracks als Wellenrauschen und nimmt ihn im nächsten Moment als verschwommenes Klangbett für stotternde Rhythmen und Vogelgesang her, wobei letzter wohl aus derselben Aufnahme stammt, die unter dem Titel »Picci Bis Bi Ci Dakar« mitgeliefert wird. Neben einer weiteren, ebenso kurzen E-Piano-Träumerei enthält »New Chapter« zwei weitere Original-Stücke, die dem Sabar Ensemble Diop – das bereits 2020 Mbalax-Rhythmen zu Kleins Split-EP mit Julion De’Angelo beigesteuert hat – sowie einer gewissen 808 zugeschrieben werden – offenbar Kleins Mittel, um den komplexen Grooves zusätzlichen Wumms zu verleihen. Bezeichnend, dass Klein anders als ein gewisser deutscher Produzent ihren Namen nicht neben dem des Ensembles setzt: Sie ist sowohl eine Teamplayerin als auch eine DJ, die dieses Release und ihre Plattform nutzt, um die Talente anderer in den Fokus zu rücken.

New Chapter
