Jahresrückblick 2020 – Top 20 Tapes
Liste
Discrepant ist ein 2011 von Gonçalo F. Cardoso gegründetes, britisches Plattenlabel aus London. Discrepant ist ein beinahe typisches Beispiel für ein Herzensprojekt, das schnell zum Full-Time-Job wird. Zuerst veröffentlichte Cardoso regelmäßig Mixtapes und Interviews über den gleichnamigen Blog, bis er sich schließlich zur ersten Veröffentlichung überredete. Aus dem Ziel, unbekannten Artists mit eigensinnigen Klangentwürfen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, wurde schnell mehr. In nur sechs Jahren schaffte es Cardoso auf rund 80 Releases, die auf verschiedenen Formaten veröffentlicht wurden und eine spannende musikalische Bandbreite versammelten. Wie das Kunstwort, das dem Label seinem Namen gibt – ein Kofferwort aus »discrepāre« (»sich unterscheiden«) und »crepāre« (»laut sein«) – geht es Cardoso um Musik, die gegen den Strich denkt.
Frühe Releases kamen von hyperaktiven Underground-Artists wie King Gong, My Cat Is An Alien und Ergo Phizmiz, mit German Army, der Ägypterin Bosaina oder dem Field Recordings-Künstler und Soundtrack-Komponisten Carlos Casas stießen laufend neue Namen hinzu. Neben dem Hauptlabel bietet die Sucata Tapes-Reihe eigenwilligen Experimenten ein Zuhause, wie Cardoso sie selbst unter seinem Pseudonym Gonzo produziert. Mit der 2018 anlaufenden Serie Cycad Sounds will sich Cardoso mehr, aber nicht ausschließlich auf den Dancefloor konzentrieren. Hauptsache, die Musik ist _»unvereinbar, gegensätzlich, uneins«_, wie Cardoso seine Philosophie zusammenfasst. Die Musik dahinter klingt ganz genau so. Grelle Cut-Up-Experimente, atmosphärisch dichte Drone-Platten, knallige Synthie-Sounds mit Electro Sha’abi-Einschlag – jedes Discrepant-Release bietet eine neue Überraschung.
Auffällig mit Blick auf den Discrepant-Backkatalog ist das hohe Aufkommen von Releases, die sich wie etwa King Gongs ethnografische Arbeiten oder Casas’ düstere Feldstudien weit über den eurozentrischen Rahmen vieler anderer Experimental-Labels hinausbewegen, derweil mit Bosaina oder dem Duo Praed KünstlerInnen mit arabischen Wurzeln im Roster anzutreffen sind. _»Es ist interessant zu sehen, wie viel nicht-westliche Musik ihrem eigenen Pfad folgt und sich überall, auch bei westlicher Musik, bedient«_, erklärt Cardoso diesen Schwerpunkt. Was nicht heißen soll, dass er sich bewusst gegen europäische oder aus den USA kommende Musik versperren würde. Dabei kommt es schon mal so weit, dass Cardoso die Menschen hinter der Musik, die er im Netz, auf Reisen, Mund-zu-Mund-Propaganda oder unter Demo-Einsendungen aufstöbert, persönlich kennen lernt. Aber das ist wohl der Preis dafür, ein dermaßen ungewöhnliches Label zu führen.
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