
New Record Labels #29 – Arjunamusic, Flash Forward, Unknown Precept, Yerevan Tapes
Porträt
Unknown Precept ist ein 2013 von Jules Peter gegründetes, französisches Label, das mittlerweile in Berlin sitzt. Peter war für ein »langes (und langweiliges)« Grafikdesignstudium nach Paris gekommen und beschloss währenddessen, dass er Lust auf »etwas Konkreteres« hatte. Nun veröffentlicht Unknown Precept nicht direkt Musique Concréte, hat sich aber definitiv der experimentellen Seite elektronischer Tanzmusik verschrieben. Alles begann 2013 mit der ominösen und heute gesuchten Compilation »The Black Ideal«, für die zum Beispiel Ancient Methods produzierten. Mittlerweile erschienen knapp 10 Platten und sechs Tapes, auf denen verschiedene Untergrund-Künstler ihre Vorstellungen von Sound darlegen konnten. Sommer-House und festivaltauglicher Techno sind so ziemlich das Gegenteil des verzerrten, brachialen Stils, für den Peters Label steht. Mit ihren Anleihen an Genres wie Gothic, Darkwave, Noise, Industrial oder EBM, kann man sich die Platten Unknown Precepts eher in dunklen Katakomben vorstellen, kurz bevor die Peitsche beiseitegelegt und der Elektroschocker ausgepackt wird. »Ich habe das Gefühl, wir sind eines der wenigen Labels, die sich auf diese Art Musik konzentrieren.«, sagt Peter. Für die dunklen elektronischen Rhythmen, die Unknown Precept verkörpert, scheint Berlin der ideale Ort zu sein. Wie hat Peters Umzug von Paris das Konzept des Labels beeinflusst? »Berlin bietet viel mehr Raum für Experimente als Frankreich. Die Stadt vereint eine neugierige Crowd, die gewillt sind dir zu folgen, wenn sie glauben, dass du es Wert bist.« Wirklich beeinflusst habe Berlin den Sound von Unknown Precept aber nicht. »Trotzdem gibt es eine spannende Dynamik, die es einem erlaubt, Events zu organisieren und ähnliche Leute zu treffen, und das ist nicht in jeder Stadt gegeben. Lustigerweise habe ich noch nie jemanden gesignt, der aus Berlin stammt oder hier wohnt.« Jules Peters Vision für Unknown Precept ist auch eine ästhetische – wie könnte es bei einem ehemaligen Design-Studenten auch anders sein. »Die Label-Identität hatte bei mir immer Priorität, der Kontinuität wegen. Paradoxerweise impliziert der bürokratische Look, dass das Label hinter der Musik verschwindet«. Damit meint Peter wohl vor allem die minimalistischen schwarz/weiß bedruckten Label-Sleeves, in denen man die Platten der meist unbekannten Künstler findet. Dieses Design »erlaubt mir, die meist unbekannten Künstler auf eine Ebene zu stellen. Die Ästhetik soll sich weiterentwickeln, während sich die Musik entfaltet. Manche Kollaborationen hören auf, andere wachsen. Ich mag die Idee, dass man das visuell unterscheiden kann. Das Ganze ist eine Reihe von Statements«. Peter mag es eben kryptisch, genau wie sein Klientel.