Review

nonkeen

The Gamble

R&S • 2016

Es ist eine hübsche Geschichte, wenn sie denn stimmt: Frederic Gmeiner und Nils Frahm begannen schon in der Grundschule in einem Hamburger Vorort mit experimentellen Tonbandaufnahmen auf einfachstem Equipment. Später stieß noch DDR-Austauschschüler Sebastian Singwald dazu. Es gab gemeinsame Konzerte, bis ein Unfall die Bandauflösung bedingte. Erst mehr als zehn Jahre danach traf man sich wieder, trank, plante, und begann mit Recordings, Lo-fi wie eh und je. Demos wurden mit einem alten Vierspur-Kassettenrecorder festgehalten. Die Aufnahmen fanden über einen Zeitraum von acht Jahren statt, während Frahms Solokarriere explodierte. Von jedem Song wurde nur ein einziger Take akzeptiert, obendrein Sounds mit primitiven Stimm-Mikrofonen eingefangen, schließlich alles am Rechner bearbeitet und mit Overdubs versehen. Die geisterhaft cineastischen Traumwelten des Openers geben die Richtung vor: »The Gamble« ist ein atmosphärisches Album, das deutlich mehr elektronische als akustische Anteile enthält. Das klingt nach Jazz, aber auch nach Ambient und Proto-Electro, nach Bands wie NEU! oder Tangerine Dream. Famos die je 6-minütigen »Animal Farm« und »Chasing God Through Palmyra«. Repetitive Vocal-Muster treffen hier auf Sub-Bässe und monotone Synthesizer-Beats, geerdet vom italienischen Avantgarde-Drummer Andrea Belfi Schon jetzt das Kopfhöreralbum des Jahres.