Wenn das mal keine gelungene Überraschung ist: Zum sechsten, selbst ins Leben gerufenen Piano Day erscheint mit fast 12 Jahren Verspätung nun erstmals das Debütalbum von [Nils Frahm](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1847/nils-frahm.) Das wurde 2009 im Mumuth, dem Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz, mitgeschnitten und beginnt mit 14 Sekunden Stille, ehe die erste Taste des Konzertflügels angeschlagen wird. Anders als auf dem intimen offiziellen Debüt »Felt« von 2011 fällt hier sofort der majestätische Raumklang auf, der die Intensität jedes Tastenanschlags offenlegt und so auch die feinsten Nuancen der Klangfarben erfahrbar macht. Frahms Handschrift, mit der er seit den 2010er-Jahren die Neo-Classical-Szene dominiert, ist auf »Graz« bereits überdeutlich erkennbar. Seine an der Klassik geschulten, emotionalen Harmonien treffen auch hier schon auf die Spontaneität des Jazz. Und obwohl diese neun Kompositionen bisher unter Verschluss blieben, entwickelte Frahm einige Stücke bei seinen Konzerten weiter und nahm »Hammers« nochmal für seinen endgültigen Durchbruch »Spaces« von 2012 neu auf. »Hammers« ist auf »Graz« nicht nur das kürzeste, sondern auch das wohl intensivste Stück und hat durch Peter Broderick auch den einzigen Gesangseinsatz des gesamten Albums. Insgesamt machen diese knapp 40 Minuten aber deutlich, dass Frahm schon sehr früh seine Signature Moves drauf hatte und mittlerweile wohl zurecht einer der bekanntesten jungen Klaviervirtuosen ist.
Graz