10 Favourites – Tape Labels You Better Should Know

27.05.2013
Hurra! Die Tonbandkassete wird 50 und obwohl das wirklich alt ist, oder jedenfalls ziemlich alt, ist das Tape quicklebendig. Wir stellen euch 10 Labels vor, die einem nur vermeintlich veralteten Format die Treue halten.
Hurra! Die Tonbandkassete wird 50 Jahre alt und obwohl das wirklich ziemlich alt ist, ist das Tape quicklebendig. In Anbetracht all der Liebe und Zuneigung, die das Tape weiterhin erfährt, scheint es verrückt, dass das Oxford English Dictionary das Wort »cassette tape« im Jahre 2011 aus der gekürzten Version entfernen wollte – wo es doch nicht nur ein Wort, sondern ein ganzer Lebensstil ist, der sich dahinter verbirgt. Abgesehen von dem offensichtlichen technologischen Fortschritt, für die das Tape einst stand und der Kraft, mit der es den portablen Musikmarkt in den 1980er Jahren vorantrieb, gab das Tape außerdem nicht so liquiden Underground-Künstlern und musikalisch veranlagten Jugendlichen die Chance einfach, billig und langlebig ihre Musik aufzunehmen, so wie es zwei Dekaden später auch durch MySpace möglich werden sollte. Tapes gaben Jugendlichen die Möglichkeit sich selbst auszudrücken und diesen Ausdruck mit anderen zu teilen.

In Zeiten, in denen Internet und Computer es ermöglichen, Musik umsonst in Sekundenschnelle aufzunehmen, zu verteilen und herunterzuladen, sagt die Verwendung und die Verbreitung von Tapes mehr als je zuvor etwas über den aktuellen Stand der Musik und den seiner Fans aus. Ein Ruf nach künstlerischer Freiheit und künstlerischem Ausdruck wird laut, man will sich wieder die Zeit zum Aufnehmen und Anhören nehmen. Dazu kommt das Verlangen nach einem Erinnerung anregenden Artefakt, das man anfassen kann – und

»So wie Printmagazine und Fanzines weiterhin Leser haben, die das Papier beim Lesen anfassen und daran riechen, die durstig in die Wörter und Bilder eintauchen, hat das Tape die sanfte Macht, die unerbittliche Geschwindigkeit der Musikindustrie oder der Kultur im Allgemeinen zu verlangsamen. «

verschiedene Labels hören diesen Ruf und reagieren darauf. Wir wollen nachfolgend zehn Labels vorstellen, die den Fetisch für Tapes gemeinsam haben, wenn auch die Gründe für ihre Leidenschaft ganz verschiedene sind. Julian Flemming von Enconore genießt die andere Art der Rezeption, die das Tape evoziert: »Es hat den Effekt, dass man der jeweiligen Aufnahme eine größere Aufmerksamkeit widmet. Es gibt nicht die Möglichkeit einen Track zu überspringen, gewöhnlich hört man sich das ganze Werk an.« Währenddessen würde Philip Marshal, Gründer von Tapeworm Records, sogar so weit gehen, das Tape zum König aller Formate zu erklären: »Klanglich unterschätzt, mit seiner eigenen Wärme und Persönlichkeit, perfekt geformt… in einem Zeitalter in dem Musik permanent und überall ist, Songs ständig verfügbar und dass Hören von langen Stücken ohne Unterbrechung der Vergangenheit angehört, lieben wir es, wie das Format die Vision des Künstlers dem Hörer aufdrängt«

So wie Printmagazine und Fanzines weiterhin Leser haben, die das Papier beim Lesen anfassen und daran riechen, die durstig in die Wörter und Bilder eintauchen, hat das Tape die sanfte Macht, die unerbittliche Geschwindigkeit der Musikindustrie oder der Kultur im Allgemeinen zu verlangsamen. Die Tape-Cover, die von den Künstlern oder Labels selbst gezeichnet, kopiert oder collagiert wurden, können aus der Plastikhülle genommen und sorgfältig studiert werden, während das Tape im Kassettendeck gemächlich vom Anfang bis zum Ende läuft – Tracks Überspringen geht hier nicht auf Knopfdruck. Außerdem, gibt das günstig zu produzierende Tape den Künstlern ultimative Produktionsfreiheit – vom Überspielen bis zur entgültigen Zusammenstellung – während es auch noch super schnell herzustellen ist. Shawn Reed vom Label Night People meint: »Tapes werden schnell und ziemlich unmittelbar mit Vinyl verglichen, bei dem zwischen Aufnahme und endgültiger Fertigstellung aber meist Monate liegen, weil der Prozess länger dauert« So ist es keine Überraschung, dass diese Labels weiterhin Spulen mit Musik, die sie lieben und teilen möchten, veröffentluchen. Das Tape repräsentiert und präsentiert Freiheit, Individualität und ein kollektives Objekt… Lang lebe das Tape!

Hanson Records, gegründet in Brighton, Michigan, hat seinen Sitz in Oberlin, Ohio und wird von dem Musiker Aaron Dilloway betrieben. Im Jahre 1994 veröffentlichten sie ihr erstes Tape von Dilloway’s Band »Galen«. Die Band Wolf Eyes, wo Dilloway Mitglied war, veröffentlichte 1997 ihre Kassettenaufnahme auf dem Label. Für den Noise-Musiker Dilloway ist das Label ein Weg um herumzuspielen und zu experimentieren. Seine Tape-Releases schließen Aufnahmen von Geräuschkulissen und ein subliminales DJ-Set – wo Dilloway 45 Minuten lang denselben Song spielte, um die Leute zu verwirren – ein.
hansonrecords.bigcartel.com

Im Jahre 2008 in Vermont gegründet, veröffentlicht NNA Vinylschallplatten und Tapes mit dem Fokus auf experimenteller elektronischer Musik und auf Künstlern, die erprobte Fähigkeiten im Umgang mit analogen Materialien und Effekten haben. Howard Stelzer ist einer der Künstler, die NNA Tapes veröffentlicht, weil »er sich tiefer mit der Erkundung der physikalischen Mechanik und inneren Abläufe der Kassetten und Player selbst befasst und diese verstärkt, um das ›Instrument‹ Teil der Musik werden zu lassen.« Ein weiterer vertetender Künstler ist Belarisk, der »mit dem Sound in dem kompletten Spektrum von Grau malt; er schmiedet übersteuerte, frenetische Fehlfunktionen mit großem, tonalem Glanz.« Steht eines von NNA’s »Ns« vielleicht für »nerdy«?
nnatapes.com

Als Resultat von phänomenaler, musikalischer Arbeit ist Minimal Wave mehr als nur ein Label. Veronica Vasicka grub ein verloren gegangenes Subgenre wieder aus, das aus dem Post-Punk der späten 1970er Jahre hervorging und dessen Resultat minimale Synth-Musik, New Wave, Coldwave und Elektropop ist. »Die Musiker wurden hauptsächlich von Avantgarde-Bewegungen wie Futurismus und Konstruktivismus beeinflusst, wie auch von der Science-Fiktion- und Existentialismusliteratur«, erklärt Vasicka. Ihre Endeckungen veröffentlicht beziehungsweise wiederveröffentlicht sie auf ihrem im Jahre 2005 gegründeten Label Minimal Wave. Mit diesem Begriff wird heute auch das Musikgenre beschrieben, dass sie freigelegt hat.
minimalwave.com/

Markus Radermacher und Julian Flemming sind das Herz und das Hirn hinter dem 2008 gegründeten deutschen Label Econore.. Was begann, um ihre eigenen Soundexperimente zu veröffentlichen – unkonventionelle und experimentelle Musik – hat sich in ein Label verwandelt, das auch ein Magazin und Siebdrucke veröffentlicht. Die Liebe für Tapes erklärt Julian mit dem Fakt, dass »der Akt eine Kassette in einen Kassettenrecorder zu stecken, eine andere Art der Rezeption hervorruft. Es hat den Effekt, dass man aufmerksamer zuhört«. Sie veröffentlichen, was immer sich richtig anfühlt, während sie den Fokus auf experimenteller Musik und »allen Arten von Inkarnationen des Noise« beibehalten.
www.econore.com

»Im Zentrum stehen Drums, Samples und Swing… reflektierende Lyrics und körperlose Battleraps auf Beats. Nicht mehr und nicht weniger.« – Das Label Sichtexot mit Sitz in Mainz wurde für Beatliebhaber und Nerds von einer Gruppe von Freunden gegründet. »Es geht uns um die Person hinter dem Künstler. Wir kennen uns seit einer Ewigkeit und mit der Zeit schlossen sich uns dann Eloquent, The Beep, Obba Supa und Figub Brazlevic an«, erklärt Anton Pfurtscheller, einer der Jungs hinter dem Label. Es ist ihnen wichtig, dass die Künstler sich abheben und dass sie ihre Alben analog veröffentlichen, weil sie CDs und digitale Releases uninteressant finden.
www.sichtexot.com

Das im Jahre 2009 in London gegründete und mittlerweile auch in Berlin ansässige Label akzeptiert nur wenige Demos, da sich die Gründer entschieden, stark zu kuratieren, damit die spannenden Einschränkungen von Tapes gründlich erforscht werden können. »Stefan Goldmann produzierte eine Kassette, die designed worden war, um in einem Auto-Reverse-Deck abgespielt zu werden, in dem beide Seiten die gleiche BPM-Zahl haben, wenn du sie herausnimmst und umdrehst. Und Achim Mohné erschuf Sounds indem er die Tapes und Player selbst dekonstruierte«, erklärt der Gründer Philip Marshal. Das Artwork ist immer schwarz-weiß: einfach, effektiv und erschwinglich.
www.tapeworm.org.uk

Nach der Gründung im Jahr 2004 suchte die Band Racoo-oo-oon einen Weg um ihr Material und das ihrer Freunde zu veröffentlichen. Mittlerweile hat Shawn Reed – ein Mitglied der Band, die sich mittlerweile aufgelöst hat – das Label übernommen und macht einen Großteil des Artwork selbst. »Ich benutze den Kopierer, sammele Bilder und arbeite sie mit Zeichnungen in Collagen ein und dann geht’s wieder zurück zum Kopierer. Die Künstler haben bei den Designs Mitspracherecht, aber im Großen und Ganzen bin es nur ich, der sie kreiert und sie sind dabei.« Die Releases sind das Ergebnis von Reed’s Intuition neue Bands aufzuschnüffeln und seiner Freundschaften zu Musikern.
raccoo-oo-oon.org/np

Simone Trabucchi ist nicht bloß der italienische Musiker Dracula Lewis, sondern auch der Gründer des Tape produzierenden Labels Hundebiss. Als er das Label vor vier Jahren startete, war es ein Weg um seine eigenen Sachen zu veröffentlichen und dem Medium Tribut zu zollen, welches ihm als Teenager möglich machte Musik zu entdecken. Nun veröffentlicht er die Musik der experimentellen Soundkünstler Aaron Dilloway and Francesco Cavaliere auf Tapes, die in aufwändig gestalteten, von Hand geschnittenen und gefalteten Origami Hüllen verpackt sind.
hundebissrecords.bigcartel.com

Leaving Records hat seinen Sitz in LA und wurde von Producer Matthew David McQueen (aka Matthewdavid) und dem Graphikdesigner Jesse Moretti im Jahre 2008 gegründet. Moretti ist der Visual Director. Die Siebdrucke sind ihr eigenes Artwork. McQuenn ist der Musikkurator und bietet unentdeckten Talenten eine Plattform – etwas auf das er v.a. durch seinen Job beim Internet-Radiosender Dublab stieß. »Tapes sind erschwinglich, konzeptuell, DIY, ästhetisch und experimentell,« so beschreibt McQueen seine Wahl den Old-School-Weg einzuschlagen. Das Label klingt eindeutig nach Los Angeles. Was die hier veröffentlichenden Künstler wie Ras G oder Ryan York mitbringen sollten, ist ein »ehrlicher Ausdruck und ein Freak sein hilft auch.«
leavingrecords.com

Eggy ist ein Plattenlabel und Kassettenvertrieb mit Sitz in Portland, Oregon, gegründet im Jahre 2008. Raf Spielmann führt nicht nur Eggy Records und Vertrieb sondern veröffentlicht auch seine eigene Musik und macht ein Teil des Artworks wie Orca Team’s schwarz-weiß gespiegeltes Portrait eines Mädchens mit Pixie-Cut. Die Tapes sind eher experimentell wie zum Beispiel Paul Balance’s »World Wide Gas«, welches Spielmann als: »eine A-Seite mit fünf kurzen Songs, die auf die dystopische, Science-Fiktion-Vision von Baronic Wall anspielen und eine B-Seite mit einer langen Collage von Field Recordings und Songs« beschreibt.
eggyrecords.blogspot.de