Manche Alben klingen wie klinggewordene Erinnerungen – Spool gehört zu ihnen. Bei dem multidisziplinären Projekt des Musikers und Produzenten Florian TM Zeisig und der Künstlerin und Parfümeurin Angel Paradise werden Klang und Duft verbunden. Im Zentrum dieser Besprechung steht jedoch die Musik, die vollständig von Zeisig verantwortet wurde. Entstanden in einem abgelegenen Dorf in den Bayerischen Alpen umfasst Spool neun Ambient-Stücke, die sich aus zyklischen Loops aufbauen und stilistisch an die Tape-Arbeiten von William Basinski erinnern. Der Opener »One (Runaway)« entfaltet eine hauntologische Klangwelt, geprägt von analoger Patina und einem Gefühl verblasster Nostalgie. Bei »Oneandhalf« treffen verhallte Gitarrenflächen und kaum greifbare Vocals aufeinander, wodurch eine intime, flirrende Atmosphäre entsteht.
Diese Balance aus Struktur und Auflösung setzt sich in kürzeren Tracks wie »Four« fort. Auch hier verleihen präzise gesetzte klangliche Entscheidungen den reduzierten Formen spürbare Tiefe. Zeisigs feines Gespür für Klangtexturen zieht sich durch das gesamte Album. Spool schwankt zwischen Wärme und Unbehagen, Vertrautem und Fremdem. Wer die Musik von Basinski, Fennesz oder Loscil schätzt, wird die Handschrift wiedererkennen – und doch bringt Zeisig eine eigene, zurückhaltend persönliche Note ein, die das Album prägt.

Spool