Serenda glaubt nicht an Genre-Grenzen. Was in den meisten anderen Fällen zur hohlen Phrase verkommt, bedeutet bei der Londoner DJ mehr. Denn: Wer auf Bradley Zeros Rhythm Section International veröffentlicht, kreist im Normalfall um den Nukleus House. Das tut Second Skin auf dem Opener »Angry Sol« ebenso, allerdings deutlich weniger von Soul oder Disco beeinflusst als üblich. Sie stellt in fokussierter Tech-House-Manier das – gerne übersteuerte und deshalb kühle, metallische – Drumming in den Vordergrund, während ein dezentes Vocal und kaltschweißige Pads im Hintergrund an DJ Bones Herangehensweise, etwa in »Shut The Lites Off«, erinnern. Hier kommuniziert alles in formvollendet funktionaler Manier.
»Hive Mind« macht im Anschluss das exakte Gegenteil und hetzt ein mutmaßlich afrikanisches Vocal gegen organische Drum-Salven auf. Hier passiert so viel, dass man den Fokus verliert, desorientiert von Polyrhythmen und fanatischem Geschrei über den Dancefloor irrt, während die Aufgeräumtheit des Klangbildes beeindruckt. »Part Seven« packt dann wieder die Tech-House-Peitsche aus und präsentiert sich als stählernes Drum-Workout mit Tool-Charakter, das in seiner Ästhetik an Midlands frühere Produktionen erinnert. Als großes Finale wartet »Mrs. Nightstress«, das mit schiefen Synths, die Fliegersirenen ins Gedächtnis rufen, wirren Stimmfetzen und sinnlichen Saxofon-Echos die nächste unorthodoxe Kombination hinlegt – und locker die nötige Wucht für den Club-Einsatz entwickelt.

Second Skin