Mit Sarah Sommers debütiert eine ziemlich singuläre Erscheinung auf Ellen Alliens BPitch. Seit einigen Monaten weckt das quietschpinke Gesamtkunstwerk in Barbie-Ästhetik Reaktionen aller Art in der elektronischen Tanzmusik. Einige kritisieren die konsequente ästhetische Selbstinszenierung der erfahrenen Raverin, andere loben ihre wuchtigen, körperlichen Hardware-Live-Sets über den grünen Klee. Dass sie eine musikalische Daseinsberechtigung hat, zeigt sie spätestens mit ihrem Mini-Album VIVID.
Darauf finden sich fünf Tracks, die von kontemporärer und gleichzeitig historischer Rave-Kompetenz zeugen. Entgegen der Vorurteile, mit denen Sommers aufgrund ihres Erscheinungsbildes zu kämpfen hat, dudeln hier nicht Kirmestechno oder Trance – ganz im Gegenteil. »Shed 14« und »Speedub« fahren ravigen Dub Techno auf, letzterer stellt mit lebhaften Tempowechseln gegen Ende den Live-Charakter dieser Hardware-Jams aus. Auch »Bubbles« prescht vorwärts, mutet aber eher an wie eine Mischung aus UK Garage und Robert Hoods Minimal Techno. Sommers streut immer wieder relativ unvermittelte Breaks ein, die – siehe oben – das Gefühl der Anwesenheit im Club anfliegen lassen und eine Idee davon geben, wie gut das alles auf einem tatsächlichen Dancefloor funktionieren muss. »Tresor« lässt Dub-Stabs über einen moderaten Backbeat aus der Drummachine gleiten, »Sunrise« weckt im Herbst, ob bereits gehört oder nicht, schmerzliche Erinnerungen an die raum- und zeitlosen Momente der vergangenen Festivalsaison. Zwei weitere Tracks, die Sarah Sommers’ extraordinäre Fähigkeiten als Producerin unterstreichen.

Vivid Mini-Album