Anna von Hausswolff hat ein Live-Album vom legendären Montreux Jazz Festival auf einem Metal-Label veröffentlicht, aber macht das die schwedische Komponistin, Musikerin, Sängerin, Produzentin und Labelbetreiberin zur Ikonoklastin, einer Bilderstürmerin? Mit Blick auf ihre Veröffentlichungen der letzten 15 Jahre wirkt sie weniger wie eine Revolutionärin als vielmehr wie eine Rekombinatorin. Sie hat sich durch die Verblendung verschiedener Genres und Stile eine Nische geschaffen, Einflüsse aus frühen 4AD-Katalogen und Batcave-Sounds bis hin zu Diamanda Galás und Kate Bush, Düster-Folk, Drone ebenso wie Drone/Doom Metal sowie in jüngeren Zeiten improvisierter Musik aus der Jazz-Tradition immer wieder neu aufgegriffen und kombiniert. Auf ihrem neuen Album Iconoclasts reichen sich Iggy Pop, Ethel Cain und Abul Mogard sowie Schwester Maria als Gäste die Klinke in die Hand – vielleicht sind das die »Iconoclasts«, von denen der Titel spricht.
Allein die Liste der Beteiligten verdeutlicht von Hausswolffs offenen Ansatz. Nachdem frühere Alben einheitlichen Visionen gefolgt sind – eindringlicher Folk auf dem Debüt Singing from the Grave, Goth-Pop-Hybride auf dem Durchbruchsalbum Ceremony oder Orgel-Doom-Metal auf All Thoughts Fly –, sind diese zwölf Stücke als Showcase zu verstehen, der ihre vielfältigen Interessen und Talente nebeneinanderstellt und zugleich einen poppigeren Sound bietet. Sofern denn Zeilen wie »It’s expensive to be alive« in der Choralpassage eines elfminütigen Tracks dem gängigen Verständnis von Pop entgegenkommen.
Iconoclasts ist eine Fundgrube an Ideen und Stimmungen, fühlt sich aber auch wie ein Entwicklungsschritt hin zu etwas konzeptionell und stilistisch Kohärenterem an. Ein Album im ursprünglichen Sinne des Wortes: eine Sammlung von Momentaufnahmen, die die außergewöhnliche Reise einer herausragenden, wohl aber nicht bilderstürmerischen Künstlerin nachvollzieht.
Iconoclast Indie Exclusive Vinyl Edition