Mohinder Kaur Bhamra machte die Tanzfläche zur Bühne weiblicher Selbstbestimmung. Mit Punjabi Disco verband sie 1982 in London Disco-Rhythmen, sirenenhafte Synths und den Puls der Punjab-Folklore – ein frühes Statement elektronischer Emanzipation. Gemeinsam mit Roxy-Music-Bassist Rick Kenton programmierte sie Drumcomputer und Synthesizer, die den westlichen Dancefloor mit südasiatischen Klangfarben aufluden. In einer Zeit, in der Frauen in der Community meist unter sich sangen, forderte Bhamra sie auf, die Bühne mit den Männern zu teilen – und den Tanzraum als Ort der Gleichberechtigung zu begreifen.
Ihr Sound war roh und schillernd zugleich: Basslinien aus der Londoner Clubszene trafen auf Dhol-Rhythmen und ornamentale Gesangslinien. So entstand ein Hybrid, der nicht nur Disco, sondern auch kommende Bhangra-Fusionen vorwegnahm – lange bevor der Asian Underground den globalen Pop erreichte. Punjabi Disco entstand aus dem Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung. Heute erscheint das Album erneut, ergänzt um Remixe von Psychemagik und anderen, die zeigen, wie lebendig seine Idee geblieben ist – als Erinnerung daran, dass die Tanzfläche noch immer ein Ort ist, an dem sich gesellschaftliche Bewegungen spiegeln. Was in den frühen Achtzigern als Ruf nach Sichtbarkeit begann, klingt heute wie ein Vorläufer jener globalen Popkultur, die Vielfalt und Selbstbestimmung selbstverständlich mitdenkt.

Punjabi Disco