Sechs Jahre nach seinem tragischen Ableben weilt der Geist von James Yancey nach wie vor in unerschütterlicher Strahlkraft über den Drumcomputern der internationalen Beatmaker-Szene. Während sich in den USA weiterhin jeder und seine Mutter den Schuh der endgültigen Reinkarnation gegenseitig an- bzw. auszieht, hat sich Häzel auf dem alten Kontinent beinahe unauffällig zum europäischen Chef-Dilla-Jünger gemausert. Bevor der in Paris lebende Brasilianer allerdings solche Lorbeeren einstrich, bedurfte es der Starthilfe eines gewissen Slakah the Beatchild, der damals mit einem noch recht unbekannten Drake arbeitete und eines zum anderen kommen ließ. So waren es jene warmen Neo-Soul-Anleihen aus den Maschinen Häzels, die dem aufstrebenden Rap-Newcomer auf seinem 2008er Mixtape »Comeback Season« die Marschrichtung zu seiner späteren Weltkarriere weisen sollten. Das von Häzel bereits 2011 online gestellte »The Lost Tapes« erscheint nun auch als physischer Tonträger und bietet neben besagten Drake-Features »Share« und »Between Us« sowie dem Ebrahim-Song »This Is Dope«, insgesamt 20 wunderbare Instrumentals, Beatskizzen und Rap-Songs ohne Rap. Anders als die sampelnde Wahnsinnigkeit eines Madlib oder die kindliche Friskiness eines Hudson Mohawke, fühlt sich Häzel in jenen nichtlinearen Acid-Groove-Waben am wohlsten, wo sich auch einst die Soulquarians tummelten. Contenance statt Anmaßung, Subtilität statt Zwang. Doch schwächeln diese feinfühligen Beat-Diamanten trotz ihres kräftigen Rhythmus-Charakters aus 90s-HipHop und den sphärischen Synthie-Tropfen am exzessiven Tributzoll an das eingangs erwähnte Detroiter Beatgenie. Montmartre ist eben nicht Conant Gardens.

The Lost Tapes