Luk & Fil – Live am 5.3. im Cassiopeia in Berlin

07.03.2014
Foto:Patrick Cavaleiro / © hhv.de mag
Deutschrap erfährt zur Zeit einen Boom. Zwei der vielversprechendsten Talente sind Luk & Fil. Am Mittwochabend durften sie für die Ugly Heroes um Apollo Brown live in Berlin eröffnen.

Rapmusik boomt in Deutschland bekanntlich wie zu jener Zeit, als junge Wortakrobaten dem Schoße der Kolchose oder dem Schanzenviertel entstiegen, um den gemeinen Mainstream-Hörgewohneheiten etwas entgegenzusetzen, das bis dahin als besserer Witz gesehen wurde. Deutschrap emanzipierte sich bald von Vorurteilen und wurde zum Megaseller der Musikbranche hierzulande. Die Resultate dieses gigantischen Einflusses, der Produzenten und MCs aus dem Boden schießen lässt, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten, bekommen wir heute zu spüren. Luk & Fil ragen aus der Masse jedoch hervor. Das junge Duo aus Mainz fährt Beats auf, die man schon zur »Golden Era« herbeisehnte und hat Flows am Start, die kritisch-humoristisch unser Zeitgeschehen dokumentieren. Produzent Knowsum und Rapper Loki gaben sich am Mittwochabend im Berliner Cassiopeia im Vorprogramm von Apollo Brown und seinen Ugly Heroes die Ehre, um auf der Bühne aufzuführen, was sie zuletzt im Studio fabrizierten und Mitte Dezember als »Brot Ist Essbares Holz« bei Sichtexot veröffentlicht hatten. Diese wahrlich großartige LP funktioniert daheim auf der Anlage ganz gut. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an ihre Live-Performance, die nach »Dadalama« erstmal mit technischen Problem an den Mikrophonen einen Fehlstart par excellence erfuhr. Diese gerade für Newcomer äußerst unangenehme Situation wussten die beiden jedoch trocken und einigermaßen witzig wegzustecken: ehrliche Ansagen wie »Wir sind uns keiner Schuld bewusst.« hielten die Erwartungen weiter hoch und das Publikum bei der Stange, das Loki und Knowsum nach Behebung der Probleme schnell und lockerleicht um den Finger wickelte. Die Show wurde gefeiert und das Duo hat sich auf die Zuschauer eingeschossen. Nach einer knappen halben Stunde änderte sich allerdings was: Das Publikum, das zuvor noch an ihren Lippen hing, entglitt ihnen nach und nach. Textliche Aussetzer, kleine Atemnöte und vielleicht auch eine, die Crowd nicht ganz mitreißende, weil etwas zu laid back gestaltete Tracklist, ließ das Duo im Folgenden ihre Souveränität auf der Bühne einbüßen. Vielleicht kann das auch als ein Resultat der Deutschrap-Manie gewertet werden, dass junge Rapper umgehend auf die Bühnen geschmissen werden. Die Kehrseite eines Hypes, die dafür sorgt, dass sich Nachwuchstalente gleich auf großen Bühnen wiederfinden, anstatt sich vorher jahrelang durch Jugendzentren zu kämpfen, um hier essentielle Erfahrung zu sammeln. Andererseits: Wer jung ist, wird auch mal aus Erfahrung lernen dürfen…